St. Nikola in Schierling

Ohne Daumen hält der Stab nicht
  

 

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Zwischen zwei kleinen Gassen
liegt die Nikolaikirche

  

 

Zwischen zwei kleinen Wegen in Schierling, dem so genannten „Nikolai-Gasserl“ und einem Fortsatz der Loiblstraße, liegt etwas versteckt die Benefizkirche St. Nikolaus. Das kleine schmucke Kirchlein, das schon 1266 erwähnt worden ist, bietet nur einer begrenzten Anzahl von Besuchern Platz, so dass es nicht für Sonntagsmessen, wohl aber für einfache Messen während der Woche benutzt wird.

 
 

Das schmucke Kirchlein wird von den Altären
harmonisch ausgefüllt

  

Für einen Fremden ist der Weg zur Nikolaikirche nicht so einfach zu finden. Die Einheimischen wissen aber alle, dass man sie bei der Raiffeisenbank durch ein Gässchen erreicht. Da auf dem kleinen Vorplatz nicht für viele Autos Platz ist, kommen die meisten Kirchenbesucher zu Fuß. Betreten sie dann die Kirche, erwartet sie ein rundum passend ausgeschmücktes Gotteshaus.

Auf dem Weg zum Altar ist die mit wunderbaren Ornamenten versehene Leibung des Chorbogens, in der eine kleine Rosenkranzmadonna aus dem 17./18. Jahrhundert hängt. Leicht und frisch wirken die Ornamente, wie die Stuckarbeiten an der Kirchendecke. In der Mitte des hölzernen, marmorierten Hauptaltares ist der Kirchenpatron St. Nikolaus dargestellt, flankiert von zwei Engeln. Über ihm die Krönung Mariens. Passend dazu findet man in der Decke das Krönungszeichen Mariens wieder. Rechts am Altar steht eine Figur der Hl. Barbara mit den Attributen Turm, Kelch und Schwert, links wohl die Heilige Katharina von Alexandrien mit Blume und Buch. In anderen Quellen wird mit einem Fragezeichen versehen hier die Heilige Dorothea genannt. Gerade die Vornehmheit sowie Blume und Buch sprechen aber für Katharina, die zudem häufig im Zusammenhang mit Barbara (und Margareta) – die ihr ja gegenüber steht – genannt wird. Passend dazu findet sich am rechten Seitenaltar wieder die Heilige Barbara zusammen mit der Heilige Katharina im Auszug. Ihnen gegenüber, am linken Seitenaltar, sind der Heilige Leonhard mit der Kette und der Heilige Sebastian mit den Pfeilen abgebildet, über ihnen der Heilige Christophorus mit dem Kind. Am Altar steht noch mal eine kleine Figur des Kirchenpatrons Nikolaus. Diesmal hat er Äpfel und Bischofstab bei sich.

   

Ornamente zieren die Leibung des Chorbogens
mit der kleinen Rosenkranzmadonna

 

 

Die Hl. Katharina von
Alexandrien als vornehme
Frau mit Blume und Buch

 

 

Decken-Ornamente
 

Dieser Stab scheint nur leider ein wenig locker zu sein, anfassen darf man ihn nicht. Helma Schneider, die sich zusammen mit Ingrid Hoffart um die Kirche kümmert – sie reinigen sie und richten den Blumenschmuck her –, zeigt den abgebrochenen Daumen des Heiligen. „Der müsste eigentlich angeklebt werden“, sagt Helma Schneider, „aber ich vergesse immer wieder den Kleber.“ Überhaupt, meint sie, seien die Figuren und Altäre in schlechtem Zustand, es bröckele herab. Pfarrer Helm beruhigt, eine gewisse Abnutzung sei nun mal gegeben und man müsse halt dem Holzwurm Einhalt gebieten, was er immer wieder versuche. So richtig schlimm sei es nicht. Nur auf die Kanzel sollte man nicht unbedingt steigen, die müsse zuerst überprüft werden. An sich also eine sehr gefällige und freundlich wirkende Kirche, in deren Bild nur der Volksaltar und der Ambo etwas stören. Man merkt ihnen an, dass sie aus einer größeren Kirche, nämlich der Pfarrkirche stammen, für die kleine Benefizkirche wirken sie zu klobig.

   

Der Hochaltar mit dem Kirchenpatron sowie der Heiligen Dorothea links und der Heiligen Barbara rechts
   

 

Maria unterm Kreuz – sogar der Mantel weist Strukturen auf

 

Helma Schneider kümmert sich mit Ingrid Hoffart um die Kirche und und um den abgebrochenen Daumen des Heiligen Nikolaus
   

Die Nikolai-Kirche wird schon 1266 erwähnt und weist in der Anlage noch heute mittelalterliche Mauern auf. Als Schierlinger Pfarrkirche wurde sie wohl nie genutzt, dafür war sie zu klein. 1686 wurde die Kirche umgebaut, von 1859 bis 1873 fanden mehrere Ausbesserungsarbeiten statt. Dazu wurde 1872 der Turm vom Bauamtmann aus Landshut kritisiert. „Grundmauer schlecht, schlechtes Bauwerk, Turm hat viele Sprünge und Risse, und wenn noch einmal ein solcher Orkan käme wie am 26. Oktober 1870, falle er ein.“ Er fiel zwar nicht ein, aber nach einem Brand 1877 wurde der Turm neu aufgebaut. Wohl damals wurde die ursprüngliche Zwiebelkuppel durch einen achtseitigen Spitzhelm ersetzt. Die letzten Renovierungen fanden 1981 (außen) und 1987 (innen) statt.

 

  

Eine aufwändige Aktion war die Befreiung von Taubenmist vor zwei Jahren durch die Kolpingsfamilie. Adolf Roßmeier erinnert sich noch gut, als Pfarrer Helm ihn auf den angehäuften Taubenmist im Kirchturm und die nicht mehr funktionierenden Glocken ansprach und um Hilfe bat. „Ich habe leichtsinnigerweise zugesagt, dass die Kolpingsfamilie helfen wird. Ich wusste ja nicht, wie viel Dreck es ist. Da sind wir ganz schön erschrocken, aber wir haben es doch geschafft.“ Der Mist war tatsächlich kniehoch. Als zunächst das Glockengeläut sauber gemacht wurde, erklangen die Glocken zur Freude aller wieder – ein gutes Zeichen. An zwei Samstagen arbeiteten dann zwischen 6 und 8 Kolpingsmänner bestückt mit Schutzanzug und Staubmaske daran, den Taubendreck aus dem Kirchturm zu schaffen. Es wurde ein komplett angehäufter Anhänger voll. Dann vergitterte man die Fenster neu, dem erneuten Einzug von Tauben wurde damit Einhalt geboten. Jetzt dürfen nur noch menschliche Geschöpfe Gottes in das Gotteshaus.

 

      

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  Text & Fotos: Anita Beutlhauser
  Erstellt: 12.10.2008

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