Originalportrait ist zurückgekehrt

Beim Gedenkgottesdienst für Pater Placidus Heinrich gab es eine Überraschung
   

Beim Gedenkgottesdienst zum 200. Todestag von Pater Placidus Heinrich gab es eine große Überraschung. Denn mit dem um das Jahr 1800 entstandenen Originalportrait ist der Benediktiner und Wissenschaftler quasi in seinen Geburtsort Schierling zurückgekehrt. Nach Pfarrer Bernhard Pastötter hat Placidus Heinrich seine Talente erkannt, mit ihnen gearbeitet und diese auch eingesetzt. Er habe bei der Beobachtung der Sterne nicht nur die Gesetze der Natur gesehen, „sondern das Genie hinter allem, das ihn auf die Knie zwang und zum Lobpreis überwältigte.“

   

   

Wenn sich Schierling nicht ganz ohne Stolz mit der gelehrten Persönlichkeit beschäftigt, über seine Leistung und Erkenntnisse staunt und gleichzeitig von seiner bescheidenen Herkunft in der Zeitung liest, dann dränge sich einem die Frage auf: „Woher hat er das alles?“, so der Pfarrer. Anhand des Evangeliums von der Hochzeit zu Kanaan machte er bewusst, dass Jesus seine Zeichen nicht im luftleeren Raum wirkt. „Er braucht etwas, woran er seine Macht zeigen kann. Hier entdecken wir den uralten theologischen Grundsatz: Die Gnade setzt die Natur voraus.“ Er sei sicher, dass der damalige Schullehrer von Schierling einer der ersten gewesen ist, der das Talent des Joseph Heinrich erkannt hat. Später seien es dann seine Oberen im Kloster gewesen, die seine Begabung gefördert und ihm Aufgaben zugewiesen haben, die seiner Neigung entsprachen.

Später habe Placidus Heinrich als Lehrer und Universitätsprofessor selbst die Rolle des Förderers übernommen. „Die eigenen Talente zu erkennen sowie auf diejenigen der Mitmenschen aufmerksam zu machen, das gehört auch zu unserer Lebensberufung heute“, fasste Pfarrer Pastötter zusammen. Dabei habe sein Leben nicht nur in Laboratorien stattgefunden, sondern auch am Altar. Als Benediktiner habe er sechsmal am Tag seine Arbeit oder sein Studium unterbrochen für das Gebet, und zwar in dem Wissen, dass nur beides zusammen fruchtbar wird und Glück verheißt.

   

   

„Danken wir heute an seinem 200. Todestag, dass Gott uns in Placidus Heinrich so ein herausragendes Licht an Gelehrsamkeit, Fleiß und Glauben geschenkt hat“, schloss der Pfarrer. Placidus Heinrich starb an einer Schwermetall- und Quecksilbervergiftung, die er sich im Laufe seiner jahrelangen Forschungen zugezogen hatte.

Pfarrer Pastötter begrüßte zum Gottesdienst besonders auch Dr. Hermann Reidel, den jahrzehntelangen Leiter der Bischöflichen Kunstsammlungen Regensburg, als Vertreter des Vereins der Freunde und Förderer von St. Emmeram, Bürgermeister Christian Kiendl, Konrektor Sepp Hoffmann von der Placidus-Heinrich-Grund- und Mittelschule Schierling und Fritz Wallner, den Initiator des Gedenkens.

   

   

Bedeutendster Naturforscher des Klosters
Der ebenfalls angereiste emeritierte Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Regensburg, Dr. Christoph Meinel, war durch die Ankündigung des Gedenkgottesdienstes in der Zeitung auf die Initiative in Schierling gestoßen. Er besorgte das wertvolle Gemälde, brachte es nach Schierling und verband damit eine Fülle von Informationen, die im Geburtsort von Pater Placidus Heinrich bisher nicht in dieser Intensität bekannt gewesen sind.

Placidus Heinrich sei der bedeutendste und produktivste Experimental- und Naturforscher des Regensburger Benediktinerklosters St. Emmeram gewesen. Als Leitmotiv galt für Pater Placidus die Frage nach der physikalischen Natur des Lichts. Prof. Meinel hat in dem Werk „Gelehrtes Regensburg-Stadt der Wissenschaft“ im Jahre 1995 Placidus Heinrich so zitiert: „Licht, das seltsamste Wesen in der ganzen Natur: ein Mittelding zwischen Geist und Körper, überall verbreitet, und doch nie zu erhaschen: überall wirksam, und doch keinem Sinne, außer dem Auge, fühlbar: die dichtesten Körper durchdringend, und doch unerreichbar: der menschlichen Seele ähnlich, welche den ganzen Körper belebt, ohne, daß wir wissen, wie? welche unser Ich ausmacht, und dabey für uns ein ewiges Rätsel bleibt.“

   

Prof. em. Dr. Christoph Meinel (3.v.li.) hatte das über 200 Jahre alte Originalportrait von Placidus Heinrich mitgebracht – hier im Bild mit (v.re.) Fritz Wallner, Konrektor Josef Hoffmann von der Placidus-Heinrich-Grund- und Mittelschule, Bürgermeister Christian Kiendl, Pfarrer Bernhard Pastötter sowie Dr. Hermann Reidel und Joachim Schamriss vom Verein der Freunde und Förderer von St. Emmeram Regensburg.

   

Prof. Meinel hat in seinem Aufsatz aus dem Jahre 2003 „Das Licht der Natur und seine Berechnungen: Naturforscher in Regensburg um 1800“ auch die Sammlung physikalischer Instrumente in St. Emmeram herausgestellt, von der Placidus Heinrich 1806 stolz behauptete, sie sei „vielleicht eine der completesten und schönsten in Deutschland“. Diese umfasste zuletzt 330 einzelne Apparate, die in 16 Glasvitrinen und mehreren Kästen auf vier Räume verteilt waren.

Wetterbeobachtungen zur „Schlacht bei Eggmühl“
Placidus Heinrich gilt auch als der berühmteste Regensburger Meteorologe. Über 47 Jahre hinweg führte er die Emmeramer Wetterstation bis zum Jahr 1825. Für Schierling ist ein kleines Detail besonders interessant. Denn am Tag nach der „Schlacht bei Eggmühl“, als Napoleon 1809 vor Regensburg stand, notierte Placidus Heinrich in St. Emmeram am Sonntag, den 23. April, zu acht verschiedenen Zeitpunkten zwischen 5.15 Uhr morgens und 23.45 Uhr abends mit ruhiger Hand die Werte für Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Stärke und Richtung des Windes sowie die Bedeckung des Himmels. In einer Fußnote nur merkte er an: „Den ganzen Tag Kanonade, die ganze Nacht Feuersbrunst – Stadtamhof und Regensburg stehen in hellen Flammen. Dadurch verstärkter Nordwind“. So reduziert der wissenschaftliche Blick selbst Weltgeschichte zur atmosphärischen Turbulenz, schlussfolgerte Prof. Meinel.

   

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Text und Fotos: Fritz Wallner // Laber−Zeitung

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