„Miteinander verdient, erspart, bezahlt“

Vor 30 Jahren erhielt die St.-Margareten-Kirche in Lindach eine zweite Glocke
   

Seit Jahrhunderten hegen und pflegen die Lindacher und Walkenstettener Bürgerinnen und Bürger ihr kleines Kirchlein, das der heiligen Margarete geweiht ist. Seit Ende der 1970er-Jahre hat das Margaretenfest einen wichtigen Platz im gesellschaftlichen Leben Schierlings. Vor etwa 40 Jahren wurde im Rahmen einer großen Gemeinschaftsleistung die Kirche innen und außen einer grundlegenden Renovierung unterzogen und im Jahre 1991 bekam das Gotteshaus eine zweite Glocke.

„Miteinander verdient, erspart, bezahlt“, sagte der damalige Pfarrer Hans Bock mit Blick auf die 20.000-Mark-Investition. An der Glockenweihe hatten 500 Gläubige teilgenommen. Die Kirchenpatronin Margarete zählt zu den 14 Nothelfern. Sie ist die Schutzpatronin der Bauern, bei Schwangerschaft und Geburt, der Jungfrauen, der  Ammen und der Gebärenden. Sie wird gegen Unfruchtbarkeit, bei Wunden und Gesichtskrankheiten und zum Schutz „gegen Unholde aus der Tiefe des Wassers“ angerufen.

Jährlich veranstaltet die Dorfgemeinschaft Lindach-Walkenstetten im Auburger-Hof rund um den Namenstag der Heiligen das Margareten-Fest, das leider 2020 und 2021 der Pandemie zum Opfer fiel. Die meisten Besucher kommen regelmäßig aus Schierling, denn Lindach gehört immer schon zur katholischen Pfarrei Schierling. Das Fest hatten vor Jahrzehnten der damalige Pfarrer Hans Bock sowie Josef und Heidi Auburger eingeführt. Mit dem Erlös daraus soll dafür gesorgt werden, dass das Kirchlein immer in Schuss bleibt.

   

Vor 30 Jahren, im Juli 1991 bekam das Kirchlein Lindach eine zweite, 100 Kilogramm schwere Glocke, die der damalige Pfarrer Hans Bock (links) segnete.

   

Kirche mindestens seit 1458
Es ist zu vermuten, dass mindestens schon im Jahre 1458 in dem kleinen Dorf mit derzeit etwa 35 Einwohnern eine Kirche gestanden hat. Denn Hans Straßer berichtet in seiner Chronik aus dem Jahre 2003, dass am 23. April 1458 Jorg und Elspet Zachmann „ein freieigenes Tagwerk Wiese in der 'niederen Aue' zu Schirling“ an das Kloster Paring verkauften. Dieses Grundstück war „mit jährlich 12 Regensburger Pfennigen am St. Margarethentag nach Lintach abgabenpflichtig.“ Im Jahre 1733 wurde sie durch den damaligen Pfarrer Ignaz Loibl in ihre jetzige Gestalt gebracht.

Vor etwa 70 Jahren war einmal behauptet worden, dass während des Krieges eine der Glocken von St. Nikola Schierling nach Lindach gebracht worden sei. Das bestritten die Lindacher vehement, denn die bis dahin einzige Glocke mit einem Gewicht von gerade einmal 25 Kilogramm hängt dort schon seit etwa 1870. Sie tut auch heute noch ihren Dienst, wenngleich sie ebenso elektrisch betrieben wird, wie die neue zweite Glocke. Bei der Segnung der zweiten Glocke im Jahre 1991 machte Karin Schmidl in einem Gedicht klar, dass bei den Bewohnern der Dörfer schon lange der Wunsch nach einer zweiten Glocke bestand. „Wir haben es geschafft, mit Mühe und Fleiß, und die Weihe ist jetzt der Preis“, sagte sie.

Werk für Generationen
Pfarrer Bock rief ins Gedächtnis, dass die meisten Menschen mit Glocken Erlebnisse und Erfahrungen verbinden, und zwar von Hochzeit- über Heimat- bis zu Sterbeglocken. Sie seien ein Zeichen, das ruft, mahnt und kündet, auch in schweren Zeiten. Der Pfarrer erzählte von einem Mann, der in der Kriegsgefangenschaft das Läuten der Glocken sehr vermisst hatte. Als er nach Hause kam, läuteten die Glocken, als wollten sie ihn begrüßen. „Diesen Augenblick werde ich in meinem Leben nie vergessen“, hatte der Mann gesagt.

   

Männer der Dörfer halfen zusammen, um die neue Glocke am Turm hoch zu ziehen und sie an ihrem dauerhaften Platz zu verankern.

   

Pfarrer Bock lobte die Dorfgemeinschaft für ihre mit der Beschaffung verbundene Gemeinschaftsleistung. „Damit ist ein Werk für Generationen geschaffen!“, stellte er fest. Und er bat die Gläubigen, in ihrem Leben immer das Hauptgebot der Liebe zu erfüllen. Die Glocke war in der Gießerei Gugg in Straubing hergestellt worden. Sepp Auburger war für die Beschaffung die treibende Kraft gewesen und hatte die Glocke selbst in Straubing abgeholt. Männer halfen schließlich zusammen, um sie in die Höhe zu hieven und an ihren Platz im Turm zu bringen.

Die Familie Auburger kümmert sich traditionell besonders um das ihrem Anwesen anliegende Gotteshaus und war nicht zuletzt gerade deshalb immer wieder in der Kirchenverwaltung Schierling vertreten.

Aufschlussreich zur Geschichte der Kirchen Schierlings ist das Visitationsprotokoll der Diözese Regensburg aus dem Jahre 1526. Der Schierlinger Pfarrer hatte damals drei Kooperatoren, die im Pfarrhof wohnten, doch von ihm nichts als das Essen bekamen, „jedoch ohne Trunk“, ist zu lesen. Kirchenpatron der Pfarrkirche zu Schierling war nach diesem Visitationsprotokoll nur St. Peter.

Neun Filialkirchen
Die Pfarrei hatte damals neun Filialkirchen:
1. Rogging mit Bestattungsrecht, aber ohne einem gestifteten Benefizium
2. Sankt Margarete in Lindach ohne Bestattungsrecht, aber mit einer wöchentlichen Messe
3. die Kapelle Sankt Nikolaus in Schierling mit einem gestifteten Benefizium
4. Sankt Andreas in Mannsdorf mit Bestattungsrecht und einer wöchentlichen Messe
5. die Kirche der Seligen Jungfrau in Allersdorf, ebenfalls mit Bestattungsrecht und einer wöchentlichen Messe
6. Sankt Klemens in Birnbach, mit Bestattungsrecht
7. Sankt Michael in Wahlsdorf, mit Bestattungsrecht
8. Sankt Johann Babtist ohne Bestattungsrecht, jedoch einer wöchentlichen Messe
9. die Kirche der Seligen Jungfrau in Niederleierndorf mit Bestattungsrecht und einem gestifteten Benefizium.

„Linda“ und „Weilstorff“
In der Beschreibung des Bistums aus den Jahren 1723/24 geht hervor, dass die Schierlinger Pfarrkirche damals fünf Altäre hatte, nämlich St. Peter und Paul, St. Anna, St. Sebastian, St. Georg und St. Antonius von Padua. Zur Pfarrei gehörten acht und nicht mehr neun Filialkirchen, darunter die Kirche der Jungfrau und Märtyrerin St. Margarethe in „Linda“ (Lindach) und die Kirche des Erzengels St. Michael in „Weilstorff“ (Wahlsdorf).

Die weltliche Gewalt stand einigen Filialen dem Landgericht Kelheim zu, eine auch dem churfürstlichen Pfleggericht Eggmühl. Interessant ist, dass die Schreibweise vor etwa 300 Jahren dem entspricht, wie heute die Orte Lindach und Wahlsdorf im Dialekt noch genannt werden. Eine wöchentliche Messe gibt es angesichts des Priestermangels heute schon lange nicht mehr, doch wird in dem Gotteshaus immer noch regelmäßig Eucharistie gefeiert.

   

   


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Text und Fotos: Fritz Wallner / Laber-Zeitung

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