Ein Original verlässt Schierling

Grußwort von Bürgermeister Christian Kiendl zur Verabschiedung von Pfarrer Josef Helm
   

Lieber Herr Pfarrer Helm, sehr geehrte Damen und Herren, welch ein Bürger Schierlings wird ausdrücklich und öffentlich aus unserem Markt Schierling verabschiedet – außer einem Pfarrer? Wohl kaum jemand.

Schon daraus wird überdeutlich, welche Rolle unsere Gesellschaft – über alle Religionen und Konfessionen hinweg – einem Priester nach wie vor zuweist. Es handelt sich um eine herausragende Rolle. Eine wegweisende und dienende Rolle gleichzeitig. Als Seelsorger einerseits und als eine Autorität. Als jemand, der in die Zivilgesellschaft einer Gemeinde hineinwirkt. Das bestätige ich Ihnen sehr gerne, Herr Pfarrer Helm, dass Sie zu jeder Zeit ein konstruktiver und verlässlicher Partner unserer Gemeinde gewesen sind.

Es gab vielfältige Beziehungen, und zwar von den Kindergärten St. Michael und St. Wolfgang bis hin zur Erfüllung des Gelübdes aus Kriegsnot. Sie haben den Segen Gottes erbeten für öffentliche Einrichtungen, von Kinderspielplätzen bis zur Marktbücherei, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wir haben mit Ihnen Vereinsjubiläen feiern dürfen und Sie haben die Fahne der „Gennßhenkher“ gesegnet.

Spätestens, wenn das Knattern des Jeeps zu hören gewesen ist oder sich dessen Duft verbreitete, war klar, dass der Pfarrer im Dorf unterwegs war. Und das mit einer Geschwindigkeit, die wir von ihm auch sonst gekannt haben. Für Ihren Dienst in der Schierlinger Gesellschaft danke ich Ihnen hier und im Namen des Marktes Schierling sehr herzlich!

Sehr geehrter Herr Pfarrer, der weit überwiegende Teil unserer Gemeinde bekennt sich immer noch generell zum christlichen Glauben. Und da wiederum gehört ein sehr großer Anteil der römisch-katholischen Kirche an. Es ist nicht zu übersehen, dass es die Kirchen derzeit schwer haben. Nicht in erster Linie wegen der Botschaft, die sie verkünden, sondern wegen eines – eher kleinen – Teils ihrer Botschafter. Missbrauchsfälle auf der einen Seite, die zuerst geleugnet wurden, seit etwa 11 Jahren aber die Diskussion beherrschen. Auf der anderen Seite das Thema der fehlenden Transparenz, insbesondere in Geld- und Vermögensangelegenheiten. Schließlich geht es um einen von Papst Franziskus beklagten „übertriebenen Klerikalismus“, der so tut, als seien nur die geweihten Amtsträger die Kirche. Da muss man sich vergegenwärtigen, was so ein Pfarrer alles sein soll und leisten muss.

Der Pfarrer von Schierling ist kraft Amtes im Grunde seit urdenklicher Zeit Vorsitzender der Kirchenverwaltungen Schierling, Allersdorf, Birnbach, Mannsdorf und Wahlsdorf, und damit für das Vermögen verantwortlich. Außerdem hat man ihm vor 15 Jahren auch noch den Vorsitz im Pfarrgemeinderat aufgehalst. In einer solchen Situation des Kümmerns und Organisierens soll ein Pfarrer als Seelsorger wirken. Er soll Beziehungen zu den Menschen aufbauen, er soll trösten, beistehen, die Liebe und Güte Gottes verkörpern – und dafür immer genügend Zeit haben. Geht denn das überhaupt? Hat so ein Mann dafür wirklich genügend Zeit? Diese Fragen drängen sich geradezu auf.

Mein Vorgänger Otto Gascher hat immer wieder davon gesprochen, dass es dieselben Menschen sind, für die ein Pfarrer und ein Bürgermeister Sorge tragen. Dass Sie sich, verehrter Herr Pfarrer Helm, bei allen militärischen Äußerlichkeiten, auch der seelischen Not der Menschen angenommen haben, das hat mir erst jüngst das Beispiel eines jungen Mannes gezeigt. Diese Seelsorge geschieht oft im Verborgenen und ist aber sehr, sehr wichtig. Auch dafür möchte ich Ihnen danken, dass Sie sich der Menschen in unserer Gemeinde angenommen haben.

Es hat Zeiten gegeben, da war die Pfarrstelle von Schierling sehr begehrt. Einer Ihrer Vorgänger, der in Schierling geborene Pfarrer Ignaz Loibl, hat dafür sogar bezahlt, dass er diese Pfarrei bekam. Das wird aber möglicherweise eher an der Landwirtschaft und den damit verbundenen Einnahmemöglichkeiten gelegen haben. Der Pfarrer war eben der größte Bauer des Ortes.

Auch Sie stammen aus der Landwirtschaft. Ihr Geschick, sich in allen – vor allem auch praktischen Dingen – helfen zu können, mag da seinen Ursprung haben. Dass Sie aber ein gescheiter Mensch sind, das haben wir immer wieder erfahren dürfen, wenn Sie in Predigten Details aus der Wissenschaft einfließen ließen oder uns Originalübersetzungen der Bibel nahebrachten. Und dass Sie gut singen können, das haben wir bei jedem Gottesdienst vernommen.

Jetzt gehen Sie also von der Oberpfalz in das benachbarte Sallach in Niederbayern. In Niederbayern waren Sie ja schon vorher in Dingolfing gewesen. Und wiederum vorher als Militärpfarrer da und dort unterwegs. Geboren sind Sie in Oberbayern. Ich weiß nicht, wie man das zusammenfassen soll. Vielleicht am besten so: Ein Pfarrer zieht seine Kreise.

Lieber Herr Pfarrer Helm, ich darf Ihnen im Namen des Marktes Schierling mit meinem Dank vor allem Glückwünsche mitgeben. Dass Sie gesund und tatkräftig bleiben, dass Sie mehr Zeit haben als in Schierling, dass Sie auf gut meinende Menschen treffen, denen der Glaube etwas bedeutet, und dass Sie zufrieden sind. In wenigen Tagen werden Sie 70. Ich habe mir sagen lassen, dass das eigentlich noch kein Alter ist. Genießen Sie also bitte diese Zeit. Und behalten Sie uns – die Gänshänger – in guter Erinnerung. Wie wir Sie auch. Gerne geben wir Ihnen etwas mit auf den Weg, nämlich einen bayerischen Löwen der Manufaktur Nymphenburg. Nicht zuletzt deshalb, weil Sie uns beständig die Bayernhymne nahegebracht haben.

Alles Gute, Herr Pfarrer Helm.

   


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Quelle: Markt Schierling

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