Verlorene Bedeutung

Vor zwanzig Jahren wurde aus dem Dekanat Schierling das Dekanat Alteglofsheim-Schierling
   

Mit Beginn des Jahres 2001 wurde das katholische Dekanat Schierling aufgelöst, das seit 1921 in dem damaligen Umfang bestanden hatte. Über die Jahrhunderte hinweg hatte Schierling in der kirchlichen Struktur der Diözese Regensburg immer eine bedeutende Stellung, die damit endgültig erledigt war.

   

Zum letzten Mal feierten gemeinsam den Dekanatsgottesdienst Anfang des Jahres 2001 v.l. die Pfarrer Wolfgang Schwarzfischer und Stefan Anzinger, Diakon Norbert Steger sowie die Pfarrer Hans Bock, Ferdinand Weinberger und Thomas Günther.

   

Die Dekanatsreform stand im Kontext der „pastoralen Planung 2000 in der Diözese Regensburg“, die von Priester und Laien zusammen mit dem damaligen Bischof Manfred Müller eingeleitet, von dessen Nachfolger Gerhard Ludwig Müller aber sehr schnell zunichte gemacht wurde.

15 Pfarreien umfasste damals das Dekanat Schierling, das nach den Aufzeichnungen von Hans Straßer im ersten Band der Schierlinger Chronik mindestens schon im Jahre 1309 bestand. Er bezieht sich auf eine Urkunde vom 5. Februar 1309, in welcher als „zeug (Zeuge) der dechant von Schierling“ genannt wird. Eine weitere Erwähnung findet sich im Jahre 1326. Die Diözese Regensburg war damals wohl in 21 Dekanate eingeteilt. Zu Schierling gehörten die Pfarreien Schierling, Laychling, Erling (Langenerling), Mundreiching (Mintraching), Talmazzing, Walkering, Mosheim (Mosham), Abbach, Teyntingen (Teugn), Pynnchofen (Pinkofen), Pfafehofen (Pfakofen), Nevn Eglofsheim (Neueglofsheim), Lenguelt (Lengfeld) und Paering (Paring). Die Zusammensetzung des Dekanates hatte sich bis 1433 aber bereits etwas geändert. Es fehlen vor allem Gebiete im Westen wie Abbach, Teugn und Lengfeld, während im Norden Alteglofsheim und Höhenberg neu dazu kamen.

   

Vor zwanzig Jahren war das vergrößerte Dekanat Alteglofsheim-Schierling gebildet worden, zu dem seitdem die Pfarreien Schierling und Pinkofen aus dem alten Dekanat gehören.

   

In der Diözese hatten sich seit dem 9. Jahrhundert vier Archidiakonaten oder Erzdekanate mit Sitzen in Regensburg, Donaustauf, Pondorf und Cham herausgebildet. Schierling gehörte zum Erzdekanat Donaustauf. Neben Schierling zählte noch Allersburg, Hemau, Rottenburg/Laaber und Schwandorf zu diesem Erzdekanat. „Diese (Erzdekanate) waren ausgestattet mit bischöflichen Gerichts- und Aufsichtsrechten, wozu sich infolge der Visitationspflicht immer weitere Verwaltungsaufgaben gesellten“, schreibt Straßer.

Nicht immer war die Dekanatsbezeichnung aber die gleiche, denn es hatte sich die Gewohnheit entwickelt, die Dekanate nach dem Ort zu bezeichnen, aus dem der vom Kapitel gewählte Dekan stammte. Im Visitationsprotokoll von 1508 beispielsweise ist das Dekanat unter der Bezeichnung „Dekanat Mosheim“ aufgeführt und in der von 1559 als „Dekanat Mintraching“, weil der Mintrachinger Pfarrer Augustinus Minsterer der Dekan war. In der recht umfangreichen Beschreibung des Bistums Regensburg von 1723/24 war Dekan der Pfarrer von Langenerling, folglich hieß die Dekanatsbezeichnung „Dekanat Langenerling“. Erst 1756 wurde für den ganzen Diözesanbereich der Dekanatsname verbindlich festgelegt. Von diesem Jahre ab trägt das Dekanat immer den Namen „Dekanat Schierling“.

   

Schierlings Pfarrer Hans Bock war der letzte Dekan des alten Dekanates und der erste des neuen und größeren. Er übergab später das Dekansamt an Thalmassings Pfarrer Anton Schober (zweiter von rechts).

   

Im Jahre 1915 erfolgte eine große Reform, mit der das Dekanat verkleinert wurde und das Dekanat Alteglofsheim entstand. Im Jahre 1921 erfolgte eine weitere Korrektur. Doch 2001 war dann endgültig Schluss. Der letzte Dekan war der damalige Schierlinger Pfarrer Hans Bock. Er feierte zum letzten Mal mit Pfarrer Wolfgang Schwarzfischer aus Langquaid, Stefan Anzinger aus Pinkofen, Ferdinand Weinberger aus Sandsbach und Thomas Günther aus Herrnwahlthann gemeinsam den Dekanatsgottesdienst.

   

Im Jahre 2003 gab es in Schierling einen vom Dekanatsrat vorbereiteten ersten und letzten großen Ministrantentag mit 450 Teilnehmern aus den Pfarreien des Dekanates Alteglofsheim-Schierling.

   

Dekan Hans Bock betonte dabei, dass mit dem letzten Konzil das allgemeine Priestertum wieder zur Geltung gebracht wurde. Er wies darauf hin, dass alle zusammenhelfen müssen um den Sendungsauftrag Christi zu erfüllen. Der Pfarrer hob die gute Arbeit der Pfarrgemeinderäte hervor und versicherte: „Es tut gut zu wissen und zu spüren, dass es in den Pfarreien Menschen gibt, die zu uns stehen, die uns helfen und die uns mögen!“ Er bat die Laien, weiterhin den Priestern zu helfen, und er bat die Priester, dankbar zu sein für jede Mithilfe. „Nichts ist für eine Gemeinde schädlicher, als wenn der Pfarrer und seine Mitarbeiter gegeneinander arbeiten“, so Pfarrer Bock damals. Er bat darum, dass alle ihre Fähigkeiten so gut sie nur können einsetzen sollen. Dazu äußerte er die Bitte, dass sich die Menschen ernst nehmen, verschiedene Meinungen respektieren und füreinander Vertrauen haben.

   


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Text und Fotos: Fritz Wallner / Laber-Zeitung

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