Gott und den Menschen zugewandt

Zum Tode von Pfarrer i. R. Hans Bock
   

Schierlings ehemaliger verantwortlicher Seelsorger, Dekan, Ehrenbürger des Marktes Schierling und Freund vieler Menschen, Pfarrer Hans Bock, ist am Montagmorgen, 4. Januar 2021, im Alter von 83 Jahren im Seniorenheim Eggmühl verstorben. Er hat sein Leben ganz in den Dienst der Liturgie, der Verkündigung und der Caritas gestellt und damit zu jeder Stunde Zeugnis von der Größe und Güte, aber auch von der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes gegeben. Dazu gehörte unzertrennlich sein enger Kontakt mit den Menschen.

   

„Ich danke dir, dass du mich berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen“, war ein wichtiges Bekenntnis des am Montag verstorbenen ehemaligen Schierlinger Pfarrers Hans Bock.

   

In Schierling und in vielen anderen Orten verbreitete sich die Todesnachricht wie ein Lauffeuer und es herrschte Trauer und Bestürzung. Sein Umgang mit den Menschen, sein Wissen und sein Interesse an allen Familien seiner großen Pfarrei, seine persönliche Zuwendung in allen Lebenslagen haben ihm den Ruf des einfühlsamen Priesters und Seelsorgers eingebracht, der ganz und gar in seiner Berufung aufging.

Der gute Hirte
Er war ein guter Hirte, ganz im Sinne Jesu, der nach der Überlieferung des Johannes-Evangeliums sagt: „Ich kenne die meinen und die meinen kennen mich.“ Pfarrer Hans Bock wurde am 16. Juni 1937 in Kallmünz im Landkreis Regensburg geboren. Er war im priesterlichen Dienst ein sogenannter Spätberufener. Sein beruflicher Start war nach der Handelsschule im Regensburger Milchwerk als Büroangestellter. Doch sein Wunsch, ebenso wie sein jüngerer Bruder Andreas Priester zu werden, wurde so groß, dass er in der Spätberufenenschule Fockenfeld das Abitur nachmachte.

Er studierte anschließend Theologie in Regensburg, Wien und Innsbruck. Am 1. Juni 1972 erfolgte im Regensburger Dom die Priesterweihe durch Bischof Dr. Rudolf Graber. Zur Priesterweihe und Primiz hatte er die Sendungsbotschaft beim Propheten Jeremia als Leitgedanke ausgewählt: „Geh, wohin ich dich sende, verkünde, was ich dich heiße, fürchte dich nicht: Ich bin ja bei dir.“ Kunibert Schäfer hat diese Botschaft zum silbernen Priesterjubiläum von Hans Bock im Jahr 1997 vertont.

   

Ihm war sehr bewusst, dass Leben und Glauben nur in der Gemeinschaft zur ganzen Fülle gelangt, weshalb er jede Zeit unter den „Seinen“ genoss.

   

Kaplan, Pfarrer, Dekan
Für den Priester Hans Bock folgten Kaplansjahre in Wackersdorf, Kümmersbruck und in der Regensburger Dompfarrei Niedermünster. Vom 1. September 1979 bis 31. August 2006 war er 27 Jahre lang Pfarrer von Schierling. Mit dem Vertrauen seiner Mitbrüder und der Beauftragung durch den Bischof war er von 1990 bis 2000 als Dekan des Dekanates Schierling und von 2001 bis 2006 Dekan des neuen Dekanates Alteglofsheim-Schierling tätig. Den ihm angebotenen Titel eines „Bischöflich geistlichen Rats“ lehnte er ab.

   

Zum Abschied als Pfarrer von Schierling im Jahre 2006 hatte der Pfarrgemeinderat 27 Stationen – für jedes Jahr seines Wirkens eine – aufgebaut und damit auf die Leistungen und Stärken des Seelsorgers aufmerksam gemacht.

   

Im Ruhestand zog er für etwa zehn Jahre nach Regensburg und war von da aus einige Jahre als Ruhestandsgeistlicher in der Wallfahrtskirche Mariaort tätig. Ende des Jahres 2017 bezog er wieder eine Wohnung in Schierling, vor einigen Wochen hatte er sich zu einem Umzug in das Seniorenheim Eggmühl entschlossen. Dort erkrankte er zuletzt am Covid-19-Virus.

   

Er war immer froh und dankbar, dass es zu seinem Nachfolger, Pfarrer Josef Helm, zu jeder Zeit einen sehr freundschaftlichen Kontakt gegeben hat.

   

Glauben vertiefen und stärken
In der Schierlinger Amtszeit von Pfarrer Hans Bock wurden vielfältige Aktivitäten gestartet, um den Glauben zu vertiefen und zu stärken. In besonderer Weise war dies mit den beiden Gemeindemissionen 1983 und 2005 versucht worden. Die Ökumene betrachtete er immer als eine wichtige Aufgabe, die Christen vereint. Weil katholische und evangelisch-lutherische Kirche insbesondere die Taufe vereint, war die gemeinsame Tauferneuerung im Rahmen der Gemeindemission 2005, an der rund 1.500 Gläubige teilgenommen haben, ein Höhepunkt dieses Bestrebens.

Religionslehrer und Präses
Bis ein Jahr vor dem Ruhestand erteilte er an der Placidus-Heinrich-Volksschule Religionsunterricht in verschiedenen Klassen; immer aber in den dritten Klassen zur Vorbereitung auf die Erstkommunion. Er war Präses und geistlicher Beirat der Kolpingsfamilie, des katholischen Frauenbundes und der KAB, und er war auch allen anderen weltlichen Vereinen in der Pfarrei sehr verbunden. Pfarrer Bock arbeitete eng mit dem Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung zusammen. Er setze großes Vertrauen in die mitdenkenden und hilfsbereiten Menschen und traute ihnen auch bei der Umsetzung von Gedanken und Initiativen sehr viel Eigenständigkeit zu.

Soziales Gewissen gestärkt
Pfarrer Bock hat das soziale Gewissen in seiner Pfarrei Schierling in besonderer Weise geschärft, und zwar ganz im Sinne der „Caritas“ als dritter Säule, auf welcher die katholische Lehre basiert. Er lenkte den Blick auf die seelische und materielle Not in den Familien, in der Nachbarschaft und in der Pfarrei – und er setzte insbesondere mit konkreter Hilfe an. Daneben vergaß er nicht die Solidarität für die notleidenden Menschen in der Welt. Nicht zuletzt die zusammen mit dem Pfarrgemeinderat organisierten und von sehr vielen engagierten Menschen in der Pfarrei unterstützten großen Hilfsaktionen nach Polen, Kroatien und Moldawien haben auch die staatlichen und kommunalen Institutionen aufmerksam gemacht. Pfarrer Bock wurde mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und mit der Ehrenbürgerwürde des Marktes Schierling ausgezeichnet.

   

Sich von der Not vor Ort zu überzeugen und den betroffenen Menschen durch sein Interesse Respekt zu zollen, war eines der Anliegen von Pfarrer Hans Bock, wie hier im kroatischen Vocin, das im Krieg gegen Kroatien besonders hart getroffen wurde.

   

Hilfe für Bedrängte
Als Polen noch von den Kommunisten regiert wurde und die Christen dort unter Druck standen und Hunger leiden mussten, ist Pfarrer Hans Bock zusammen mit Otto Diermeier nach Oppeln gefahren und hat von der Pfarrei Schierling Hilfe gebracht. Auch voraussehbare Schwierigkeiten, wie etwa der Transit durch die DDR mit seinen Unwägbarkeiten, konnten seine Hilfsbereitschaft nicht stoppen.

Als sieben Jahre nach der Begründung der Partnerschaft mit der kroatischen Pfarrgemeinde Zagreb/Spansko, im Jahre 1991, der Krieg dort ausbrach, setzte eine große Welle der Unterstützung ein. In der Partnerpfarrei waren bis zu 2.500 Flüchtlinge untergekommen, die mit dem nötigsten zu versorgen waren. Über mehrere Jahre hinweg wurden permanent Hilfsgüter nach Zagreb, aber auch in den Osten Slawoniens gebracht.

   

Die Hilfe für notleidende Menschen – Kinder und Jugendliche – insbesondere auch in Moldawien, lag ihm im Sinne von „Caritas“ (der tätigen Nächstenliebe) als einer der drei Säulen der katholischen Kirche sehr am Herzen.

   

Schließlich kam Pfarrer Hans Bock Ende der 1990-er Jahre mit der großen Not in Moldawien, einer der ehemaligen Sowjetrepubliken, in Berührung. Moldawien gilt inzwischen als ärmstes Land Europas. Insbesondere mit der Gründung des Vereins Pro Umanitas wurde die Hilfe für die Kinder, deren Verpflegung und Ausbildung sowie für „Suppenküchen“ zugunsten alter Menschen verstetigt.

Väterlicher Freund
Besondere Aufmerksamkeit schenkte er den Kindern in jedem Alter. Die Pfarrei Schierling ist Einrichtungs- und Betriebsträger für den Kindergarten St. Michael und Betriebsträger für den Kindergarten St. Wolfgang Schierling. Pfarrer Bock hat sich als Vorgesetzter mit hoher sozialer Kompetenz einerseits und als väterlicher Freund für die Kinder und deren Eltern andererseits erwiesen.

   

Pfarrer Hans Bock lehrte den Schierlingern eine noch größere Wertschätzung den Schulschwestern gegenüber und er hielt mit ihnen Zeit seines Lebens einen intensiven Kontakt.

   

Unablässig forderte er die Gläubigen der Pfarrei auf, durch ihr Leben – ihre Liebe und Zuwendung dem Nächsten gegenüber – den lieben Gott überall spüren zu lassen. Er legte sehr großen Wert auf den regelmäßigen Besuch der Kranken seiner Pfarrei. Dabei war ihm kein Weg zu weit und nicht selten sprach er Pfarrangehörigen unmittelbar Trost und Mut zu, die in Münchner Kliniken behandelt wurden. Bis weit in den Ruhestand hinein widmete er sich in Regensburg der Blindenseelsorge und war Begleiter der Pfarrhaushälterinnen.

   

Pfarrer Bock folgte der Aufforderung von Papst Johannes Paul II.: „Seid Baumeister einer Zivilisation der Liebe und Gerechtigkeit“, wie hier beim Katholikentag in Ulm.

   

Optimismus und strahlendes Lachen
Von den Gläubigen seiner Pfarrei wurde er als ein tief in seinem Glauben verwurzelter Zeuge erlebt, der ehrlich, gutmütig, sorgend, aufgeschlossen und mitfühlend seine großen Aufgaben und seine viele Arbeit bewältigt hat. Sein Optimismus und sein strahlendes Lachen haben nachhaltig Einfluss auf das Leben in der Pfarrei und in der Gemeinde gehabt. Bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde hieß es, dass Pfarrer Bock mit seiner Art den Markt Schierling zum Positiven verändert hat.

   

Bis zu 200 Kinder kamen zur Kindersegnung jährlich am „Tag der unschuldigen Kinder“, die Pfarrer Hans Bock (fast) alle mit ihrem Vornamen kannte.

   

Pfarrer Hans Bock war ein Familienmensch. Eine besondere Beziehung hatte er bis zuletzt zu seiner Schwester Resi. Seine andere Schwester, Anni, die ihm viele Jahre treu den Haushalt führte, sowie seine Brüder Josef und Andreas sind bereits verstorben. Seinem Wunsch entsprechend wird er im Priestergrab am Schierlinger Friedhof beerdigt. Wegen der Covid-19-Pandemie erfolgt die Beerdigung im kleinen Kreis.

   

Hans Bock war ein Marienverehrer, weshalb ihm die Sanierung der Lourdesgrotte sehr am Herzen lag, als diese einzustürzen drohte.

   

Viele Renovierungen
Schierling war die erste und einzige „richtige“ Pfarrstelle von Hans Bock. Er hatte sich vorgenommen, die Seelsorge an und mit den Menschen in den Mittelpunkt seines Wirkens zu stellen. Er wollte kein „Baumeister“-Pfarrer werden. Doch auf diesem Gebiet blieb ihm nichts erspart. Vom Einsturz des ersten Teils der Kirchenmauer im Jahre 1980 bis zur größten Renovierung der Pfarrkirche in ihrer Geschichte und der Renovierung aller anderen Kirchen der Pfarrei war er immer gefordert.

   

Bei Kirchenrenovierungen packte er selbst an und ließ sich auf den Rat von Fachleuten ein, wie hier von Dr. Gieß vom Landesamt für Denkmalpflege und Architekt Manfred Winkler.

   

Dabei konnte er sich auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kirchenverwaltungen sowie Fachleute darüber hinaus jederzeit verlassen, und er traute ihnen ihre Fachkenntnis und ihr Engagement auch zu. Schließlich hat sich die Pfarrgemeinde auch bei der Bewältigung von finanziellen Angelegenheiten immer großzügig gezeigt. Allein für die rund 5,7 Millionen Mark teure Renovierung der Pfarrkirche in den Jahren 1997/98 haben die Gläubigen schlussendlich nahezu eine Million Mark gespendet.

   

„Vergelts Gott, Herr Pfarrer!“, rufen wir ihm in die Ewigkeit zu.

   

Spenden anstelle von Kränzen
Pfarrer Bock hat verfügt, dass es an seinem Grab keine Kränze geben soll. Anstelle dessen wünschte er sich eine Spende für einen guten Zweck. Es wurde deshalb festgelegt, dass Spenden erbeten werden für die Moldawienhilfe, die möglich sind auf die Konten der Pfarrei Schierling, Konto-Nr. DE84 7506 2026 0200 6800 44 bei der Raiffeisenbank Oberpfalz-Süd oder Nummer DE19 7505 0000 0840 0668 98 bei der Sparkasse Regensburg, jeweils mit dem Verwendungszweck „Moldawienhilfe“.

   



   
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>> Bericht in der Laberzeitung am 11.01.2021 <<

>> Bericht in der Laberzeitung am 12.01.2021 <<

>> Brief von Pfarrer Antun Prpić aus der Pfarrei Špansko an Fritz Wallner <<

>> Nachruf der Gemeinde Schierling <<

>> Sterbebild <<

   

   


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Text und Fotos: Fritz Wallner

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