Wertschätzung über den Tod hinaus

Marktgemeinde beging Volkstrauertag in würdigem Rahmen
   

Trotz der Corona-Pandemie wurde am 15. November im Markt Schierling der Volkstrauertag in einem würdevollen Rahmen begangen. Bürgermeister Christian Kiendl und zwei Ortsvereine legten am renovierten Kriegerdenkmal im Kirchenhof nach dem Gedenkgottesdienst Kränze nieder.

Auch wenn der Kirchenzug aufgrund von Corona ausfiel und auf die Fahnenabordnungen der Vereine verzichtet wurde, kamen viele in die Pfarrkirche, um der Opfer von Kriegen und Gewalt zu gedenken. Die Plätze im Gotteshaus waren markiert, um den „Corona-Abstand“ einhalten zu können. Zelebriert wurde der Gottesdienst von Pfarrer Josef Helm.

Die Gedenkfeier fand im Anschluss am Kriegerdenkmal statt, wo die Krieger- und Reservistenkameradschaft Schierling eine Ehrenwache stellte. Pfarrer Josef Helm nannte das Kriegerdenkmal einen „Sammelgrabstein“ für 185 meist junge Männer aus Schierling, die in den beiden Weltkriegen geblieben und deren Namen im Denkmal eingraviert sind: „Unser lokaler Anteil an zwei weltweiten Katastrophen.“

   

Der Markt Schierling feierte den Volkstrauertag mit Gedenkgottesdienst und Kranzniederlegungen am Kriegerdenkmal.

   

Bürgermeister Christian Kiendl erinnerte eingangs seiner Rede daran, dass der Volkstrauertag vor fast 100 Jahren ursprünglich durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die vielen Millionen Opfer des Ersten Weltkrieges eingeführt wurde. Rund 9,4 Millionen Menschen starben damals binnen vier Jahren auf den Schlachtfeldern. „Während der letzten 100 Jahre ist eine neue – noch viel grausamere – Qualität und Realität hinzugekommen. Der Zweite Weltkrieg hat alles jemals Vorstellbare an Mord und Grausamkeit in vielerlei Gestalt überboten“, so Kiendl.

Er wies darauf hin, dass erst vor wenigen Tagen es sich zum 80. Mal jährte, dass die Schierlingerin Theres Wallner von den Nazis als sogenanntes „unwertes Leben“ vergast und verbrannt wurde. „Für uns ist das alles unvorstellbar heute. Wir können nur traurig sein und uns verneigen vor den vielen, vielen Opfern, die verrückte Führer auf der ganzen Welt auf dem Gewissen haben“, so Kiendl.

Gerade in den letzten Tagen sei ihm manches Wort und mancher Satz förmlich im Hals steckengeblieben. In Belarus würden seit Wochen Zehn- und Hunderttausende auf die Straße gehen, um sich von einem Diktator zu befreien, über den sogar die Weltgemeinschaft sage, dass er eine Wahl manipuliert hat. Und dafür würden sie zum Teil auch noch verprügelt. Im angeblich freiesten Land der Welt, den USA, werde in Zusammenhang mit der Präsidentenwahl gelogen und man sehe Schusswaffen und Fanatiker. All das mache den Anschein, als ob auch freie Gesellschaften derzeit zu allem entschlossen sein könnten. Selbst in unserem Land gebe es Menschen, die in Zusammenhang mit dem Covid-19-Virus immer wieder den Begriff „Krieg“ in den Mund nehmen.

„Lassen wir uns nicht beeindrucken von Rattenfängern der heutigen Zeit, von angeblichen Freiheitskämpfern und tatsächlichen Verschwörungstheoretikern! Erinnern wir uns an das Leid, das jede Art von Unrechtsregime auf der ganzen Welt – auch bei uns – angerichtet hat. Unser Erinnern ist ein wichtiger Teil der Wertschätzung, die wir den Verstorbenen über den Tod hinaus entgegenbringen können“, appellierte der Redner.

Als äußeres Zeichen des Gedenkens legte der Bürgermeister im Namen der Marktgemeinde einen Kranz nieder. Von Seiten der Vereine taten dies Jürgen Schumann für den VdK Ortsverband und Fritz Watter im Namen der Krieger- und Reservistenkameradschaft. Beide bekräftigten die Worte des Bürgermeisters in Bezug auf das Erinnern, das auch als Mahnung stehen müsse. Mit den Klängen des „Guten Kameraden“ sowie der Bayern- und Nationalhymne, intoniert von der Schierlinger Doafmusi, endete die Gedenkfeier zum Volkstrauertag.

   
>> VIDEO von der Gedenkfeier am Kriegerdenkmal <<

   


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Text und Foto: Robert Beck

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