Oktober – Rosenkranzmonat

Seit Jahrzehnten wird in der Pfarrkirche Schierling täglich der Rosenkranz gebetet
   

Der Oktober gilt traditionell als „Rosenkranzmonat“. Doch immer weniger Menschen können heute etwas mit dem Rosenkranz als Gebetsform anfangen – dabei führt sie tief in die christliche Spiritualität hinein. Der aus Regensburg stammende emeritierte südafrikanische Bischof Hubert Bucher hat mit seinem Büchlein „Ein Gebets-Sturm, den unsere Welt nötig hat!“ im Jahre 2016 für die Formung unzähliger „Lebendiger Rosenkranzgruppen“ geworben, von denen eine in Schierling bereits seit Jahrzehnten Zeit besteht.

Bei fast jedem Requiem weist Schierlings Pfarrer Josef Helm darauf hin, dass die Überlebenden sonst nichts mehr für den Verstorbenen tun können, als für ihn zu beten. Das Beten ist eine besonders tiefe Ausdrucksform des Glaubens. Es handelt sich um die Begegnung und das Gespräch mit Gott. Christen können beten, weil sie an einen persönlichen Gott glauben, an ein „Du“. Beten besteht aber nicht nur darin, Gott etwas zu sagen, sondern gleichzeitig auch darin, zu hören, was er sagen will.

In der Begegnung mit Gott wird den Betern tiefer bewusst, wer sie sind. Sie tragen vor Gott hin, was sie bewegt. Das Beten ist also Lobpreis und Klage, Dank und Bitte, Ausdruck von Vertrauen und Solidarität in eigenen Worten oder formulierten Gebeten.

   

In der Pfarrkirche Schierling hängt im Altarraum seit der Kirchenrenovierung Ende der 1960er-Jahre eine große Rosenkranzmadonna, die vorher im Kirchenschiff platziert war.

   

In der Bibel gehört das Beten ganz selbstverständlich zum Leben, so selbstverständlich, dass es ursprünglich kein eigenes Wort dafür gegeben hat. Beten ist Rufen, Jubeln, Klagen, Bitten, Flehen, je nach der Situation des Menschen. „Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist!“, wird Jesus im Kapitel 6 des Matthäus-Evangeliums zitiert.

Hilfreich für das Beten sind bestimmte Orte und Zeiten, welche die nötige Ruhe geben und die Gegenwart Gottes erfahren lassen. Still werden, eine Kerze anzünden, sich von Musik, Bildern oder der Heiligen Schrift inspirieren lassen, können dazu beitragen. Oder auch das Rosenkranzgebet, in Schierling immer zu festen Zeiten, derzeit um 18 Uhr. Die aktuellen Zeiten gibt es im Pfarrbrief und auch im Internet.

   

   

Die vielfache Wiederholung kurzer Gebete ist in fast allen Religionen bekannt. Sowohl im Islam als auch im Buddhismus werden dafür Gebetsschnüre als Hilfsmittel zum Zählen verwendet. Die Gebetshäufung war bereits ab dem dritten Jahrhundert in der Ostkirche üblich und setzte sich wenig später auch in der Westkirche durch. Das katholische Rosenkranzgebet hat sich aus frühmittelalterlichen Gebeten entwickelt. Die älteste schriftliche Erwähnung einer mit Steinen aufgezogenen Zählschnur findet sich bei der angelsächsischen Adeligen Lady Godiva im neunten Jahrhundert.

Die heute gebräuchliche Form des Rosenkranzes entstand im Advent 1409 als der Trierer Kartäusermönch Dominikus von Preußen die Leben-Jesu-Andachten in die Form von 50 Gebetssätzchen brachte. Dass möglicherweise in Pinkofen bereits um eine solche Zeit der Rosenkranz gebetet wurde, ergaben die jüngsten archäologischen Ausgrabungen. Bei zwei bis zu 600 Jahre alten Skeletten befand sich ein Rosenkranz aus Knochenperlen, die mit einer Eisenkette verbunden sind.

   

Ein kleines Abbild ist auf der rechten Seite am ersten Stuhl eingestellt.

   

Der Oktober als „Rosenkranzmonat“ hängt mit einer historischen Schlacht vom 7. Oktober 1571 zusammen. In der Meerenge von Lepanto (Griechenland) standen sich 260 osmanische und 211 Schiffe der durch Papst Pius V. gegründeten Flotte der „Heiligen Liga“ kampfbereit gegenüber. Die Seeschlacht dauerte fast einen ganzen Tag und brachte der Heiligen Liga den Sieg über die als unbesiegbar geltende Mittelmeerflotte der Osmanen. Den unerwarteten Sieg über die Türken schreiben die Christen dem Rosenkranzgebet zu, da Rosenkranzbruderschaften ihn während der Schlacht beteten. Pius V. ordnete deshalb für den ersten Jahrestag des Sieges ein Rosenkranzfest zu Ehren der Gottesmutter Maria an. Im 18. Jahrhundert wurde dieses Marienfest auf die gesamte Kirche ausgedehnt und ist bis heute ein gebotener Gedenktag.

Das Rosenkranzgebet erfolgt fast immer mit Hilfe einer Schnur mit 59 Perlen und einem Kreuz. Es wird damit Jesu Leben mit den Augen Mariens betrachtet. Dabei gibt es vier verschiedene Geheimnisse. In den freudenreichen Geheimnissen wird Jesu Kindheit betrachtet, angefangen von der Empfängnis Jesu durch den Heiligen Geist. In den schmerzhaften Geheimnissen wird das Ave Maria durch „Gesätze“ ergänzt, in denen der Beter über das Leiden Jesu meditiert. Als Zeichen des Sieges über den Tod wird in den glorreichen Geheimnissen Jesu Auferstehung in den Blick genommen. Papst Johannes Paul II. hat im Oktober 2002 anlässlich des 24. Jahrestages seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche mit dem Schreiben „Rosarium Virginis Mariae“ eine vierte Fünfergruppe von Rosenkranzgeheimnissen, die lichtreichen Geheimnisse, hinzugefügt. Sie betrachten das öffentliche Leben und Wirken Jesu.

   

   

   


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Text und Fotos: Fritz Wallner

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