Schierlings Oase im Alltag

Bei der Muttergottes in der Lourdes-Grotte Mut holen und Sorgen hintragen
   

Die Lourdes-Grotte an der Jakob-Brand-Straße stellt eine Oase im Alltag dar, ein ruhiges Fleckchen zum Ausruhen, Auftanken und zum Nachdenken über Gott und die Welt. Gerade in der aktuellen Zeit der Krise ist das Kleinod auch Stätte des Einzelgebetes mit der vertrauensvollen Bitte um einen gnädigen Verlauf der Corona-Pandemie. So wie die „Grotte“ vor 75 Jahren zum Ende des Zweiten Weltkrieges auch ein Ort des Gebetes und schließlich des Dankes zur Errettung aus Kriegsnot gewesen ist.

   

Die über 120 Jahre alte Schierlinger Lourdes-Grotte an der Jakob-Brand-Straße lädt drinnen und draußen zu einer kleinen Rast auf dem Weg zur Schule oder zum Friedhof ein.

   

Das Bauwerk stammt aus dem Jahre 1898, wurde damals an der Südwestecke des Gartens der Armen Schulschwestern errichtet und wird von diesen bis heute liebevoll betreut. Die Grotte hat die Form einer Kapelle mit einem Gewölbe und einer Tropfsteinverkleidung, die der Altöttinger Kapuziner-Frater Aegidius ausgeführt hat. Die Mittel waren durch freiwillige Gaben aufgebracht worden und der damalige Kooperator Fischer hat sich nach der Aufzeichnung des Chronisten besondere Verdienste erworben. „Die schöne Mutter-Gottes-Statue ist ein Geschenk des Kupferschmid-Meisters Sinz in Regensburg“, heißt es in der Chronik weiter.

Im Laufe der gut 120 Jahre ihres Bestehens war die Grotte mit einem Stahlstab gesichert worden, der die Außenwände zusammenhielt. Im Jahre 1999 hatten sich allerdings große Schäden und Risse aufgetan. Teile der Tropfsteinverkleidung waren nicht mehr fest und fielen zu Boden. Der Anbau in Richtung Schwesternwohnhaus sackte fast ganz ab. Der gemeindliche Bauhof grub entlang des Gebäudes auf und Statiker Erwin Drexler stellte fest, dass das Fundament nur 60 Zentimeter tief war. Die Risse im Innern wurden immer breiter und so musste die Grotte damals wegen Einsturzgefahr für knapp drei Jahre zugesperrt werden.

   

Gerade auch in Krisenzeiten ist das Bild der Muttergottes von Lourdes Anlaufstelle für das Bitt- und Dankgebet.

   

Angesichts der veranschlagten Kosten von 75.000 Euro war die Frage erörtert worden, ob es nicht besser sei, für das gleiche Geld eine neue Kapelle zu bauen. Schließlich ergab die Meinungsbildung in Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat aber, dass das ursprüngliche Bauwerk erhalten werden sollte. Dabei wurde insbesondere auf die vielen Beter Rücksicht genommen, die sich an ihre Grotte gewöhnt hatten. Für die Sanierungsarbeiten teilten sich die politische Gemeinde, auf deren Grund das Gebäude steht, und die katholische Pfarrei die Kosten. Mitglieder der Kirchenverwaltung und freiwillige Helfer brachten große Eigenleistungen. Auch der Rest eines früheren Vermächtnisses wurde zur Finanzierung eingesetzt. Das Gebäude wurde bei der großen Maßnahme standfest gemacht und die Tropfsteinverkleidung gesichert und verfestigt. Auf den Wiederaufbau des Anbaus zum Kloster hin wurde verzichtet.

Bei der Wiedereröffnung im Jahre 2002 machte der damalige Pfarrer Hans Bock deutlich, dass sich in der Grotte bei der Muttergottes viele Menschen Mut geholt und Sorgen hingetragen haben, aber insbesondere wieder gestärkt weggegangen sind. Die Grotte sei ein geeigneter Fleck, um aufzuatmen und zum Eigentlichen des Lebens vorzudringen. Pfarrer Bock lud ein, regelmäßig die Stille für das Gebet zu nutzen und die mütterliche Fürbitte Mariens zu erflehen.

Als vor 75 Jahren Schierling und eine weite Umgebung die Zerstörung durch die in der damaligen Muna gelagerten Giftkampfstoffe drohte, war auch die Grotte der Ort, an dem viele Gläubige zur Gottesmutter mit der Bitte um Verschonung pilgerten. Das auf 50 Jahre angelegte Gelübde wurde gemeinsam von politischer Gemeinde und Pfarrei abgelegt. Im Jahre 1995 wurde es um 25 Jahre verlängert. Jetzt steht gerade vor dem Hintergrund der derzeitigen erneuten Bedrohung der Menschheit eine weitere Verlängerung im Raum.

   

         

Die Lourdes-Madonna ist seit 1898 ein Kleinod für das Bitt- und Dankgebet. Links ist die heilige Bernadette dargestellt, der 1858 die Muttergottes bei Lourdes erschienen ist.

   

Lourdes-Grotte
Als Lourdes-Grotte werden Mariengrotten bezeichnet, die Nachbildungen der Grotte von Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich und Unserer lieben Frau von Lourdes darstellen. In dieser Grotte sah 1858 die heilige Bernadette die Muttergottes. An der Stelle der Marienerscheinungen ziert eine Madonnenfigur die Grotte, deren Original Joseph-Hugues Fabisch 1864 nach den Angaben Bernadettes schuf. Besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden solche Lourdes-Grotten wie in Schierling errichtet. Lourdesgrotten stellen wichtige Objekte lokaler Orte der Wallfahrt dar, die oft zum Dank für unbeschadete Heimkehr aus dem Krieg oder Rettung aus Gefahr erbaut und gepflegt wurden.

   


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Text und Fotos: Fritz Wallner

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