Wertvolle Gemälde in der Pfarrkirche

Joseph Anton Merz hat die Fresken um 1725 unmittelbar in den frischen Putz gemalt
   

Anfang des 18. Jahrhunderts wirkten auf vielfältige Weise die Straubinger Jesuiten in Schierling. Sie hatten 1680 das alte Wasserschloss geerbt und zur Sommerresidenz ihrer Professoren und Priester aus Straubing und anderen Niederlassungen ausgebaut. Jesuiten beeinflussten über einhundert Jahre hinweg nachhaltig das Denken und das gesellschaftliche Leben Schierlings. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass für die Deckengemälde der Pfarrkirche der damals berühmte Straubinger Künstler Joseph Anton Merz engagiert wurde.

Für die meisten Besucher wirkt die katholische Pfarrkirche in Schierling auf den ersten Blick hell und doch etwas kahl. Bald aber erschließen sich einige Details des Kirchenraumes, die Beachtung verdienen. Und es zeigt sich, dass die Innenausstattung – insbesondere die Deckenmalerei und der Stuck – von regionaler Bedeutung sind. Der Straubinger Künstler Joseph Anton Merz hat „um 1725“, so Karl Tyroller im Werk „Barockmaler in Niederbayern; Die Meister der Städte, Märkte und Hofmarken“, die sechs Deckengemälde geschaffen. Das geschah in Zusammenhang mit dem großzügigen Umbau der Pfarrkirche, den der aus Schierling stammende Pfarrer Ignaz Loibl von 1720 bis 1726 abwickelte.

   

Eines der bedeutendsten Werke des Künstlers Joseph Anton Merz in der Pfarrkirche Schierling ist mit „Paulus predigt in Athen“ betitelt.

   

Der Künstler Merz war 1681 in Marktoberdorf geboren worden. 1710 kam er nach Straubing und übernahm die durch den Tod Johann Holzers freigewordene „Malergerechtigkeit“. Zuerst beschäftigte er sich mit „Faßarbeiten“, also dem Bemalen von Figuren oder auch dem Versilbern von Leuchtern, was nicht nur handwerkliches Können, sondern auch künstlerische Begabung erforderte. Schon 1710 ist in der Pfarrkirche Wiesent ein Bild Mariae Himmelfahrt mit „Merz“ signiert. Bald machte er sich einen guten Namen, und deshalb wurden ab 1720 größere Aufgaben an ihn herangetragen, wie die Wandgemälde an der Orgelbrüstung und in der Barbarakapelle in St. Peter in Straubing. Seine Bedeutung nahm Schwung auf, als ihn Wolfgang Mohr, der Abt von St. Emmeram Regensburg, im Jahre 1720 nach Haindling berief, wo Merz fast das gesamte Jahrzehnt über beschäftigt war. Er malte Deckenfresken, von denen nur noch die Chorbilder erhalten sind. Das Hauptwerk von Merz aber war die künstlerische Gestaltung der Klosterkirche Oberaltaich mit einem umfangreiche Freskenzyklus, der vor allem die Verherrlichung des Benediktinerordens darstellt.

   

Ein weiteres Fresko im Gewölbe heißt „Petrus wandelt über dem Meere“, womit auf die Begebenheit im See Genezareth angespielt wird.

   

Fresko-Malerei
Schierling hatte sich also für die Deckenfresken unter dem Einfluss der Jesuiten mit Merz einen renommierten Künstler engagiert. Er beherrschte die Fresko-Malerei. Das Wort ist abgeleitet vom italienischen „al fresco“ – ins Frische. Dies ist eine Form der Wandmalerei, bei der die zuvor in Wasser eingesumpften Pigmente auf den frischen Kalkputz aufgetragen werden. Bei der Carbonatisierung des Kalkes werden die Pigmente stabil in den Putz eingebunden. Mit dieser Technik bleiben die Werke untrennbar mit dem Putz verbunden. Bei späteren Reparaturen wurden die Schierlinger Gemälde „al secco“ – aufs Trockene – übermalt, weshalb diese Teile an Leuchtkraft verloren haben. Bei der letzten Kirchenrenovierung 1997/98 erhielten die Fresken eine gründliche Reinigung und die schlimmsten Schäden wurden fachgerecht ausgebessert.

   

Das Bild „Strahlenregen und Engel“ hat Merz in Michaelsbuch genauso gemacht.

   

Jeweils ein „Tagwerk“
Das „Tagwerk“ bedeutet, dass der Künstler sich vor knapp 300 Jahren vom Maurer immer einen bestimmten Teil des Putzes frisch herrichten ließ, den er an einem Tag bemalen wollte. Die Grenzen eines solchen „Tagwerks“ sind zum Teil heute noch sichtbar. Damit der Künstler den Überblick behielt, hat er die Umrisse eines Tagwerks in Originalgröße auf einen Karton vorgezeichnet und auf die noch feuchte Wand übertragen. Die stuckgerahmten, weit ausladenden Gemälde durchziehen die gesamte Schierlinger Kirche im Scheitel des Tonnenjochgewölbes. Sie zeigen von West nach Ost Bekehrung des Paulus, Strahlenregen und Engel, Petrus wandelt auf dem Meere, Paulus predigt in Athen, Paulus in der Glorie und Petrus in der Glorie.

   

Detail aus dem Bild „Petrus in der Glorie“ im Altarraum.

   

Joseph Anton Merz war neben Oberaltaich, Haindling und Wiesent auch in Wörth an der Donau, Atting, Wallkofen, Sossau, Thürnthenning, Ittling, auf dem Bogenberg und in Michaelsbuch tätig, wo das Werk „Strahlenregen und Engel“ identisch ist mit der Schierlinger Fassung. Zusammen mit seinem Schüler Johann Adam Schöpf schuf er 1729 die Malereien an den Hochschiffwänden und Pilastern der Zisterzienser-Stiftskirche des Klosters Gotteszell. Er starb am 7. Januar 1750 in Straubing und war ein schwäbisch-bayerischer Maler der Barockzeit und des frühen Rokoko.

   


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Text und Fotos: Fritz Wallner

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