Dankbarkeit darf nie enden! Übersicht "Die Pfarrei stellt sich vor"Aus der Pfarrei

Gelübdetag und EU-Osterweiterung wurde gefeiert sowie für den Weltfrieden gebetet

Priester und Gemeinde beim Segen
In Schierling wurde am 1. Mai der Errettung aus Kriegsnot, der EU-Osterweiterung sowie des Tages der Arbeit gedacht und insbesondere für den Weltfrieden gebetet
   

SCHIERLING, 01. 05. 2004. Rund 400 Gläubige beteiligten sich am 1. Mai in Schierling an der Feier des Gelübdetages, der ganz im Zeichen des Friedens und der Dankbarkeit stand. Es ging um das Gedenken an die Errettung aus Kriegsnot vor 59 Jahren, zur Erweiterung der Europäischen Union um zehn vorwiegend osteuropäische Staaten, zum "Tag der Arbeit" und zur Bewahrung des Weltfriedens. Dazu wurde am Piendl-Platz ein "Welt-Friedens-Stopp" bei der Prozession eingelegt.

  Prozession zum Denkmal
  An der Prozession von der Pfarrkirche zum Denkmal beteiligten sich auch die Vereine mit Fahnen
   

Die Ortsvereine beteiligten sich mit Fahnenabordnungen schon am Gottesdienst, zu dem Pfarrer Hans Bock besonders Pfarrer i.R. Georg Gebauer, den evangelischen Pfarrers Thomas Klenner, den Marktgemeinderat, Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung begrüßte. "Dankbarkeit Gott gegenüber darf nie enden!", so der Pfarrer. Mit dem Gottesdienst werde das am Ende des letzten grausamen Krieges in Deutschland gemachte Versprechen eingelöst. Auch wenn die meisten nicht mehr unmittelbar jetzt betroffen seien, so müsse doch die Erinnerung daran wach gehalten werden, denn es komme allen heute noch zugute. "Mensch und Vieh, Haus und Hof und die gesamte Natur standen damals vor dem Untergang!", so der Pfarrer. Die Vereinigung Europas nannte er ein hoffnungsvolles Zeichen, denn damit werde ein hoffnungsvolles Zeichen gesetzt und trotz aller Konflikte und Spannungen, von Gewalt und Terror werde der Weg des Friedens, der Freiheit und des Wohlergehens beschritten. Der Kirchenchor gestaltete den Gottesdienst mit, die Vereine hatten ihre Fahnen in den Altarraum gestellt. Bei den Fürbitten wurde auch dafür gebetet, dass Arbeit zu haben, arbeiten können und arbeiten dürfen auch als Geschenk gesehen wird. Ebenso wurde für die Arbeitslosen sowie für diejenigen gebetet, die noch keine Ausbildungsstelle haben. Außerdem galt das Gebet den Verantwortlichen in der Gemeinde, dass "alle alles dafür tun, um gute Lebensbedingungen zu schaffen und ein gutes Verstehen zu ermöglichen".
 

"Welt-Frieden-Stopp" am Piendl-Platz
Pfarrer Hans Bock, Pfarrer i.R. Georg Gebauer, der evangelische Pfarrer Thomas Klenner beim "Welt-Frieden-Stopp" am Piendl-Platz
   

Beim "Welt-Friedens-Stopp" am Piendl-Platz erwartete die Schierlinger Doafmuse die Prozession und der evangelische Pfarrer Thomas Klenner brachte die großen Bitten für den Frieden in der Welt dem Herrgott nahe. Die ganze Gemeinschaft betete "Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst, dass ich verzeihe, wo man beleidigt, dass ich verbinde, wo Streit ist, dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist…". Beim Denkmal zur Errettung aus Kriegsnot wurde die ganze Gemeinde erneut unter den Segen und Schutz Gottes gestellt.

Dankgottesdienst
Während des Gottesdienstes verlas Pfarrer Bock die historische Predigt aus dem Jahre 1946
   

Die historische Predigt

Während des Gottesdienstes verlas Pfarrer Bock die historische Predigt aus dem Jahre 1946 von Pfarrer Laubmeier. Hier die Predigt im Wortlaut:

"Gegen Ende des Krieges im März und April 1945, als die feindlichen Flieger zu Hunderten unser Land überflogen und die feindliche Heeresmacht unaufhaltsam schon von Norden und Westen gegen die Donau herankam, da waren auch wir in Schierling vor der Zerstörung unserer Heimat durch Krieg nicht mehr sicher. Die Gefahr aber wurde für uns gegen Ende April noch ungleich größer als anderswo. Vom 19. bis 27. April war das Hauptquartier der Deutschen Kriegswehrmacht südlich der Mainlinie mit Oberbefehlshaber und Chef des Generalstabel im Pfarrhof Schierling und mit seinen Abteilungen in Schierling und Umgebung untergebracht. Die feindlichen Flieger gingen nieder bis auf die Hausdächer. Ob sie es vermuteten oder suchten?

Die größte Gefahr aber drohte von der Muna bei Schierling, wo ohne das Gewicht der Bombenhüllen und Kästen 6000 Tonnen Giftgas, da sind 120000 Zentner, nicht mehr gegen Flugangriffe geschützt, aufgestapelt waren. Wenn Schierling und die Muna von den Feinden mit Kampf besonders durch die Luftangriffe genommen wird, dann wird das nicht bloß Zerstörung, sondern Tod und Vernichtung bringen durch das Gas, gegen das Mensch und Vieh, Haus und Feld wehrlos sind.

Am 25. April erschienen 6 Jagdflugzeuge über der Muna, um sich über den Angriff zu orientieren. Schon fielen die ersten Bomben. In dieser Gefahr haben wir versprochen, Gott durch ein Gelübde unseren Dank zu erweisen, wenn wir gerettet werden. Ich habe das von der Kanzel aus öffentlich ausgesprochen und alle haben zugestimmt.

In der Nacht vom 26. auf 27. April gelang es, mit dem amerikanischen Armeestab in Salching die Vereinbarung zu treffen, dass die Muna und Umgebung von Schierling als "Weisses Sperrgebiet" erklärt, aus den Kampfhandlungen ausgeschaltet, und durch den Volkssturm mit weißer Fahne abgeriegelt wurde. Wir waren gerettet! Wir haben im Jahre 1945 das Titularfest der Corporis Christi Bruderschaft als Dankfest für die Rettung aus dieser Kriegsnot mit größter Beteiligung begangen.

Am 3. März 1946 haben Kirchenverwaltung, Gemeinderat, die Consultoren der Bruderschaft und alle, die in der Kirche nach dem Gottesdienst anwesend waren, einmütig bestimmt: Wir erfüllen unser Versprechen und Gelöbnis in der Weise, dass wir 50 Jahre lang am 27. April einen Feiertag halten, einen festlichen Dankgottesdienst mit Opfergang halten. In Zweifelsfällen oder Schwierigkeiten möge der Hochwürdigste Herr Bischof entscheiden.
Wir feiern heute diesen Gottesdienst. Wir rühmen uns nicht, dass wir besser sind als andere. Wir wagen auch nicht zu sagen, dass wir den Schutz Gottes mehr verdient haben als andere, die der Zerstörung des Krieges zum Opfer gefallen sind.

Wir schließen in unseren Gottesdienst auch ein die 71 Krieger aus unserem Markte, deren Gedenkkreuze draußen auf dem Kirchhofe stehen.
Wir schließen in unser Gebet auch all die vielen, die noch fern der Heimat weilen, besonders jene, welche vermisst sind, von denen wir noch nicht wissen, ob sie leben und wiederkommen oder schon gestorben sind. Wir denken auch an die vielen, vielen, welche durch den Krieg heimatlos und mittellos geworden sind.
Wir wollen nicht vergessen, dass wir die Pflicht haben, ihnen zu helfen in der Not, um so mehr, da wir vor der größten Not bewahrt sind. Und eine Bitte fügen wir noch an:
O Herr, bewahre unser Volk und unsere Heimat, dass Gottlosigkeit und Gottvergessenheit uns nicht wieder in ein solches Unglück stürze, in welches das ganze deutsche Volk in diesen Jahren gestürzt ist! Amen!"
Franz Xaver Laubmeier, Pfarrer von Schierling

Das Gelübde war auf Anregung des Pfarrgemeinderates im Jahre 1995 gemeinsam von der politischen Gemeinde und der Kirchengemeinde um vorerst 25 Jahre verlängert worden.

 
Text und Fotos: Fritz Wallner
 
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Erstellt: 15.05.2004