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Bereicherung für Liturgie und Konzert Daniel Harlander gibt Edition mit sechs Stücken von Gottfried Rüdinger heraus Der aus Pfakofen stammende Daniel Harlander ist in Schierling als Leiter des Kirchenchores bekannt. Er studierte Lehramt für Musik und Kirchenmusik an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM) in Regensburg. Als Teil seiner Abschlussarbeit hat er in Zusammenarbeit mit seiner ehemaligen Professorin für Orgel, Heidi Emmert, eine Notenedition von Gottfried Rüdinger herausgegeben. Im Interview berichtet er über seine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Musik. |
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Im Zuge seiner Abschlussarbeit hat Daniel Harlander sechs Triostudien für Orgel von Gottfried Rüdinger bearbeitet. (Foto: privat) |
Wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen, wenn man eine Edition mit Werken eines Komponisten herausgibt? Was haben Sie genau gemacht? Daniel Harlander: Zunächst einmal geht es darum, zugrundeliegende Quellen ausfindig zu machen und zu sammeln, was häufig eine Herausforderung darstellt, wenn diese aus verschiedensten Gründen verloren gegangen oder zerstört worden sind. Danach folgen die Auswertung und Prüfung des Materials, ein Vergleich und eine Prüfung, wie relevant diese für eine wissenschaftliche Edition sein können. Das Material wird dabei intensiv gelesen und am Instrument gespielt. Auf Basis des ausgewählten Notentexts erfolgt dann die eigentliche Edition, die im Grunde folgende Ziele verfolgt: Fehler oder Zweideutigkeiten beheben, ein kompaktes und ansprechendes, spielerfreundliches Layout erstellen, Angaben im Notentext hinterfragen und gegebenenfalls Zusätze einbauen. Darüber hinaus die Vita des Komponisten erforschen, Quellen und Berichte sammeln und diese Erkenntnisse mit der Notenedition verknüpfen, indem ein Vorwort und kritischer Bericht erstellt wird. All diese Prozesse ziehen sich über einen enorm langen Zeitraum und geschehen in immerwährendem Austausch. So wird Idee für Idee umgesetzt und Anpassung für Anpassung eingearbeitet, geprüft und dann entweder verworfen oder für gut befunden. Danach kommt das detaillierte Korrekturlesen, um jeden einzelnen Fehler zu finden und zu verbessern. Eine Edition wie diese beinhaltet unzählige Arbeitsstunden über mehr als ein Jahr hinweg und ist auch davon abhängig, dass weitere Experten wie Dr. Dieter Haberl, dem hier ein großer Dank gebührt, Kritik und Verbesserungen beisteuern. |
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Der Titel lautet „Sacri Concentus Ratisbonenses“. (Titelblatt: Verlag Walhall) |
Was zeichnet Gottfried Rüdinger aus, ist typisch oder faszinierend an ihm? Harlander: Rüdinger komponierte Kirchenmusik (Messen, Kantaten, Motetten), Orgel- und Klavierwerke, Orchesterwerke, Kammermusik, Lieder und die Oper „Die Tegernseer im Himmel“ Opus 100. Seine heterogene Klangsprache und die unterschiedlichen kompositorischen Einflüsse spiegeln sich in den differenzierten Stücken wider, seine Klanglichkeit bewegt sich spannungsreich zwischen traditionellen Strömungen (von Barock bis Romantik) und Elementen der Orgelbewegung. Dadurch sind die einzelnen Stücke oftmals gegen standardisierte Hörerwartungen komponiert und wirken als erfrischende Bereicherung für Liturgie und Konzert. Warum haben Sie und Heidi Emmert sich entschlossen, die Edition von Rüdinger herauszugeben? Warum sechs Triostudien? Harlander: Die Idee dieser Edition ergab sich als Grundkonzept während meines Kirchenmusik-Studiums in der Orgelklasse von Professor Heidi Emmert als Teil der Abschlussarbeit. Nachdem der Grundstock damit gelegt war, lag eine „Vollendung“ der Edition nahe. Dankenswerterweise wurde dieses Projekt von der HfKM Regensburg und ihrem Rektor Professor Stefan Baier mit offenen Armen und großer Unterstützung aufgenommen. Somit konnte die Arbeit beginnen. Die Anzahl der „Sechs Triostudien“ ergibt sich aus dem von Rüdinger festgelegten Zyklus von sechs aufeinanderfolgenden Stücken. |
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Professor Heidi Emmert wirkte an der Edition mit. (Foto: HfKM) |
Gibt es eine vergleichbare Edition bereits auf dem Markt? Was ist neu oder anders an Ihrer Edition? Harlander: Rüdingers Werke haben in der letzten Zeit größere Beliebtheit erfahren und es kommen Jahr für Jahr neue Editionen dazu. Unsere Edition liegt nahe am ursprünglichen Notentext und stellt den Spielern eine vollständig überarbeitete, praxisnahe Ausgabe mit ansprechendem Layout zur Verfügung. Wann kommt Rüdinger zur Aufführung? Harlander: Rüdinger selbst schrieb über diese Stücke: „Diese Stücke, auf zwei Manualen und Pedal auszuführen, sind zunächst als einzelne Studien für den Orgelunterricht bestimmt, können aber auch, einzeln oder als „Divertimento“, zum öffentlichen Vortrag dienen.“ – Sie sind also zum universalen Einsatz gedacht und können als gesamter Zyklus oder in Einzelteilen wunderbar in Konzert und Liturgie eingeflochten werden. Und auch im Orgelunterricht und der Ausbildung von Organisten sind sie eine abwechslungsreiche klangliche Bereicherung. |
Die Fragen stellte Judith Heinrich // Laber−Zeitung
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