Das Gnadenbild des barmherzigen Jesus

  

 
    

Die Herkunft des Bildes hängt mit der Vision zusammen, die Sr. Faustyna Kowalska aus der Kongregation der Muttergottes der Barmherzigkeit am 22. Februar 1931 im Kloster in Plock (Polen) hatte. „Am Abend, als ich in der Zelle war“, schrieb sie im Tagebuch, „erblickte ich Jesus, den Herrn, in einem weißen Gewand. Eine Hand war zum Segen erhoben, die andere berührte das Gewand auf der Brust. Von der Öffnung des Gewandes gingen zwei große Strahlen aus, ein roter und ein blasser. Nach einer Weile sagte Jesus zu mir: Male ein Bild, nach dem, das du siehst, mit der Unterschrift: Jesus, ich vertraue auf Dich (Tb.47). Ich wünsche, dass das Bild am ersten Sonntag nach Ostern feierlich geweiht wird. Dieser Sonntag soll das Fest der Barmherzigkeit sein“ (Tb.49).

Der Inhalt des Bildes ist eng mit der Liturgie dieses Sonntags verknüpft. Die Kirche liest an diesem Tag das Evangelium nach Johannes von der Erscheinung des auferstandenen Herrn im Abendmahlssaal und der Einsetzung des Bußsakramentes (Joh 20, 19-29). Somit zeigt uns das Bild den auferstandenen Erlöser, der den Menschen Frieden bringt durch die Vergebung der Sünden – für den Preis seiner Leiden und seines Todes am Kreuz. Die Strahlen des Blutes und des Wassers, die aus dem mit der Lanze durchbohrten Herzen fließen, erinnern an die Geschehnisse des Karfreitags (Joh 19, 17-18; 22-27). Also verbindet das Bild des Barmherzigen Jesus in sich zwei Ereignisse des Evangeliums, die am vollkommensten von der Liebe Gottes zum Menschen berichten.

Charakteristisch für dieses Bildnis Jesu sind die zwei Strahlen. Gefragt nach ihrer Bedeutung, erklärte der Herr: „Der blasse Strahl bedeutet Wasser, das die Seelen rechtfertigt; der rote Strahl bedeutet Blut, welches das Leben der Seelen ist. Glücklich, wer in ihrem Schatten leben wird“ (Tb.299). Die Seele wird durch das Sakrament der Taufe und der Buße gereinigt, durch die Eucharistie wird sie genährt – somit bedeuten die zwei Strahlen heilige Sakramente und alle Gnaden des Heiligen Geistes, dessen biblisches Symbol das Wasser ist – und den neuen Bund zwischen Gott und dem Menschen, geschlossen in Jesu Blut.

 
    

Das Bild des Barmherzigen Jesus wird oft „Bild der Barmherzigkeit Gottes“ genannt, was richtig ist, denn gerade im österlichen Mysterium Christi offenbart sich die Liebe Gottes zum Menschen. Das Bild stellt nicht nur die Barmherzigkeit Gottes dar, sondern es soll die christliche Pflicht des Vertrauens auf Gott ins Gedächtnis rufen, wie auch die tätige Liebe zum Nächsten. Nach dem Willen Jesu sind in der Unterschrift des Bildes die Worte „Jesus, ich vertraue auf Dich“ angebracht. Jesus sagte auch, „das Bild soll an die Forderungen Meiner Barmherzigkeit erinnern, denn auch der stärkste Glaube hilft nichts, ohne Taten“ (Tb. 742).

An einen so verstandenen Kult des Bildes, der auf der Grundlage des christlichen Vertrauens und der Barmherzigkeit beruht, knüpfte der Herr besondere Verheißungen: die ewige Seligkeit, Erlangen großer Fortschritte auf dem Weg der christlichen Vollkommenheit, die Gnade eines glücklichen Todes und alle anderen Gnaden, um die Ihn die Menschen mit Vertrauen bitten werden. „Durch das Bild werde Ich den Seelen viele Gnaden erteilen, deshalb soll jede Seele Zugang zu ihm haben“ (Tb. 570).

Das Fest der Barmherzigkeit.
Es hat den höchsten Rang unter allen Andachtsformen zur Barmherzigkeit Gottes, die Sr. Faustyna offenbart worden sind. Zum ersten Mal sprach Jesus vom Wunsch, das Fest einzusetzen, in Plock (Polen), im Jahre 1931, als Er ihr Seinen Willen bezüglich des Bildes übermittelte: „Ich wünsche ein Fest der Barmherzigkeit. Ich wünsche, dass das Bild, welches du mit dem Pinsel malen wirst, am Sonntag nach Ostern feierlich geweiht wird. Dieser Sonntag soll das Fest der Barmherzigkeit sein“ (Tb. 49). Die Wahl des ersten Sonntags nach Ostern zum Fest der Barmherzigkeit hat seinen tiefen theologischen Sinn, der auf den engen Zusammenhang weist, der zwischen dem österlichen Geheimnis der Erlösung und dem Geheimnis der Barmherzigkeit Gottes besteht. Diese Verbindung unterstreicht noch die Rosenkranznovene zur Barmherzigkeit Gottes, die mit ihrem Beginn am Karfreitag dem Fest vorangeht.

Das Fest ist nicht nur ein Tag der besonderen Verehrung Gottes im Geheimnis der Barmherzigkeit, sondern auch die Zeit der Gnade für alle Menschen. „Ich wünsche“, sagte Jesus, „dass das Fest der Barmherzigkeit Zuflucht und Unterschlupf für alle Seelen wird, besonders für die armen Sünder (Tb. 699). Trotz Meines bitteren Leidens gehen Seelen verloren. Ich gebe ihnen den letzten Rettungsanker. Falls sie Meine Barmherzigkeit nicht lobpreisen, gehen sie in Ewigkeit verloren“ (Tb. 965).

Die Größe dieses Feiertages ist mit dem Maß der außergewöhnlichen Verheißungen zu messen, die der Herr mit dem Fest verknüpft hat: „Wer an diesem Tag zur Quelle des Lebens kommt“, sagte Jesus, „erfährt einen vollkommenen Nachlass seiner Schuld und Strafe“ (Tb. 300). Es ist die Erneuerung der Taufunschuld in der Seele (Prof. Rózycki). An diesem Tag ist das Innere Meiner Barmherzigkeit geöffnet: „Ich ergieße ein ganzes Meer von Gnaden über jene Seelen, die sich der Quelle Meiner Barmherzigkeit nähern. Keine Seele soll Angst haben, sich Mir zu nähern, auch wenn ihre Sünden rot wie Scharlach wären“ (Tb. 699).

Um in den Genuss dieser großen Gaben zu kommen, muss man die Bedingungen der Andacht zur Barmherzigkeit Gottes erfüllen (Vertrauen auf die Güte Gottes und die tätige Liebe zum Nächsten) und im Stande der heilig machenden Gnade sein (nach der hl. Beichte), wie auch würdig die hl. Kommunion empfangen. „Keine Seele wird Rechtfertigung finden“, erklärte Jesus, „bevor sie sich nicht mit Vertrauen an Meine Barmherzigkeit wendet. Deshalb soll am ersten Sonntag nach Ostern das Fest der Barmherzigkeit sein, und die Priester sollen an diesem Tag den Seelen Meine große und unergründliche Barmherzigkeit künden“ (Tb. 570).

Rosenkranz zur Barmherzigkeit Gottes.
Dieses Rosenkranzgebet diktierte Jesus der Sr. Faustyna in Wilno, am 13. - 14. September 1935, als um Vergebung flehendes und den Zorn Gottes beschwichtigendes Gebet (s. Tb. 474-476). Der Betende opfert Gott Vater in diesem Gebet „den Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit“ Jesu Christi, um Verzeihung zu erlangen für sich selbst, seine Nächsten und für die ganze Welt. Indem er sich zugleich mit dem Opfer Jesu vereint, beruft er sich auf die Liebe, mit der der himmlische Vater seinen Sohn beschenkt und in Ihm uns, alle Menschen.

In diesem Gebet bitten wir gleichzeitig um „Barmherzigkeit für uns und für die ganze Welt“ womit wir die tätige Barmherzigkeit ausüben. Durch die Zugabe der Vertrauensgrundlage und Erfüllung der Bedingungen eines jeden guten Gebetes (Demut, Ausdauer, Angelegenheit übereinstimmend mit dem Willen Gottes), können die Gläubigen die Erfüllung der von Christus zugesagten Verheißungen erwarten, die besonders die Todesstunde betreffen: Gnaden der Umkehr und eines friedlichen Todes. Nicht nur jene, die diesen Rosenkranz selbst beten, erhalten die Gnaden, sondern auch Sterbende, bei denen andere Personen ihn beten. „Wenn dieses Gebet bei Sterbenden gebetet wird“, sagte Jesus, „besänftigt sich der Zorn Gottes und unergründliche Barmherzigkeit umfängt die Seele“ (Tb. 811). Die allgemeine Verheißung lautet: „Mir gefällt es, ihnen durch dieses Gebet alles zu schenken, worum sie Mich bitten (Tb. 1541), (…) wenn das mit Meinem Willen übereinstimmt“ (Tb. 1731). Alles, was mit dem Willen Gottes nicht im Einklang ist, ist nicht gut für den Menschen, besonders aber für seine ewige Glückseligkeit.

„Durch das Beten dieses Rosenkranzes zur Göttlichen Barmherzigkeit“ sagte Jesus an anderer Stelle, „bringst du die Menschheit näher zu Mir (Tb. 929). Seelen, die dieses Rosenkranzgebet beten, werden von Meiner Barmherzigkeit im Leben umfangen, besonders in der Stunde des Todes“ (Tb. 754).

Stunde der Barmherzigkeit.
Im Oktober 1937 in Krakau, gab Jesus, der Herr, die Weisung, Seine Sterbestunde zu verehren: „Sooft du die Uhr die dritte Stunde schlagen hörst, versenke dich ganz in Meine Barmherzigkeit, verherrliche und preise sie; rufe ihre Allmacht herab, für die ganze Welt, besonders aber für die armen Sünder, denn jetzt steht sie für jede Seele weit geöffnet“ (Tb. 1572) Jesus, der Herr, bezeichnete Gebetsweisen, die für diese Form des Kultes der Barmherzigkeit Gottes geeignet sind, ziemlich genau: „Bemühe dich, in dieser Stunde den Kreuzweg abzuhalten“, sagte Er zu Sr. Faustyna. „Wenn dir das aber nicht möglich ist, dann gehe für eine Weile in die Kapelle und verehre Mein Herz, das voller Barmherzigkeit im Allerheiligsten Altarsakrament verweilt. Falls dir auch das nicht möglich ist, versenke dich, wenn auch nur kurz, im Gebet, an dem Ort, wo du gerade bist“ (Tb 1572).

Prof. Rózycki zählt drei Bedingungen für die Erhörung der in dieser Stunde verrichteten Gebete auf:
     1. das Gebet soll an Jesus gerichtet sein;
     2. es soll um drei Uhr nachmittags stattfinden;
     3. es soll sich auf die Werte und Verdienste Seiner schmerzhaften Leiden berufen.

„In dieser Stunde“, versprach der Herr, „kannst du alles für dich selbst und für andere erbitten. In dieser Stunde kam die Gnade für die Welt: Barmherzigkeit besiegte die Gerechtigkeit“ (Tb 1572).

Ausbreiten der Ehre der Barmherzigkeit.
In der Abhandlung der Andachtsform zu Gottes Barmherzigkeit nennt der Geistliche I. Rózycki auch das Ausbreiten der Ehre der Barmherzigkeit, weil an diese Form ebenfalls bestimmte Verheißungen geknüpft sind. Jesus sagte: „Seelen, die den Ruhm Meiner Barmherzigkeit verbreiten, beschütze Ich ihr Leben lang, wie eine zärtliche Mutter ihren Säugling beschützt, und in der Stunde des Todes werde Ich ihnen nicht Richter, sondern barmherziger Erlöser sein“ (Tb. 1075).

Wesen des Kultes der Barmherzigkeit Gottes ist die christliche Haltung des Vertrauens auf Gott und der tätigen Liebe zum Nächsten. Jesus, der Herr, verlangt „Vertrauen von Seinen Geschöpfen“ (Tb 1059) und Taten der Barmherzigkeit – durch Tat, Wort oder Gebet. „Barmherzigkeit sollst du immer und überall deinen Nächsten erweisen, du kannst dich davor weder drücken, noch ausreden oder entschuldigen“ (Tb 742). Jesus verlangt, dass Seine Verehrer im Laufe des Tages wenigstens einen Akt der Nächstenliebe tun.

Das Ausbreiten der Ehre der Barmherzigkeit erfordert nicht unbedingt viele Worte, aber stets eine christliche Glaubenshaltung, Vertrauen auf Gott und immer mehr barmherzig zu werden. Das Beispiel eines solchen Apostolats gab uns in ihrem Leben Sr. Faustyna.

Worte Jesu
Aus Meiner Barmherzigkeit schöpft man Gnaden nur mit einem Gefäß – das ist das Vertrauen. Je mehr eine Seele vertraut, um so mehr bekommt sie. Seelen, die unbegrenzt vertrauen, sind Mir eine große Freude, denn in solche Seelen gieße ich alle Meine Gnadenschätze. Es freut Mich, dass sie viel verlangen, denn es ist Mein Wunsch, viel zu geben, und zwar sehr viel. Es betrübt Mich dagegen, wenn die Seelen wenig verlangen und ihr Herz verengen. Oh, wie sehr Mich das Misstrauen einer Seele verletzt. Es zerreißt mein Inneres. Eine solche Seele bekennt, dass ich heilig und gerecht bin, doch sie glaubt nicht, dass ich die Barmherzigkeit bin, sie glaubt Meiner Güte nicht. Selbst die Satane preisen Meine Gerechtigkeit, doch sie glauben nicht an Meine Güte. Wenn eine Seele Meine Güte preist, erzittert der Satan vor ihr und flieht bis auf den Grund der Hölle. Mein Herz freut sich des Titels „Barmherzigkeit“. Verkünde, dass Barmherzigkeit die größte Eigenschaft Gottes ist. Alle Werke Meiner Hände sind durch Barmherzigkeit gekrönt. Ich bin der König der Barmherzigkeit!

Blick in den Himmel (Tb. 251)
Am 27. November 1936 durfte Schwester Faustine in einer unermesslich beglückenden Vision in die himmlische Herrlichkeit schauen. Sie berichtet darüber: „Heute war ich im Geiste im Himmel und schaute die unbegreifliche Schönheit und das Glück, das uns nach dem Tod erwartet. Ich sah, wie alle Geschöpfe unentwegt Gott Ehre und Ruhm erweisen. Ich sah, wie groß die Glückseligkeit in Gott ist, die sich auf alle Geschöpfe ergießt, sie mit unermesslicher Wonne erfüllt, und wie aller Ruhm und alle Ehre aus der Beglückung zur Quelle zurückkehren. Sie dringen ein in die Tiefen Gottes, das innere Leben Gottes betrachtend.
Jetzt kann ich den heiligen Paulus verstehen, der gesagt hat: ‚Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben’. Und Gott gab mir eines zu erkennen, was in seinen Augen unendlichen Wert hat – es ist die Liebe zu Ihm, Liebe, Liebe und nochmals Liebe; mit einem einzigen Akt reiner Gottesliebe ist nichts zu vergleichen. Mit welch unbegreiflicher Güte beschenkt Gott die Seele, die Ihn aufrichtig liebt. O glücklich die Seelen, an denen Er schon hier auf Erden sein Wohlgefallen hat – das sind die kleinen, demütigen Seelen … O mein Gott, wie leid tun mir die Menschen, die nicht an das ewige Leben glauben; ich bete so sehr für sie, damit auch sie von einem Strahl der Barmherzigkeit erfasst werden und Gott sie an sein väterliches Herz drücken möge.“


Quellenangabe: 
Diese Texte sind entnommen aus den Schriften des
Sr. Faustine Sekretariates
Postfach 1323
D-59916 Brilon

  

Weitere Informationen:

>>> DAS BILD VOM BARMHERZIGEN JESUS
>>> GESCHICHTE DER BILDER VOM BARMHERZIGEN JESUS
>>> DIE ANDACHT ZUR BARMHERZIGKEIT GOTTES
>>> DIE BOTSCHAFT VON DER BARMHERZIGKEIT GOTTES

   


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