Das Sorgenkind liegt im Dachboden

Aufschlussreiche Führungen durch das sanierungsbedürftige Schierlinger Pfarrhaus
   

In mehreren Gruppen hat Pfarrer Bernhard Pastötter zahlreiche Interessierte am vergangenen Sonntagnachmittag durch die Räume des Pfarrheims geführt. Damit wollte man der Öffentlichkeit die Schäden zeigen, die auf den ersten Blick von außen nicht zu erkennen sind. Es steht eine umfangreiche Sanierung an.

Pfarrer Pastötter führte je 15 Personen pro Gruppe zunächst in den Eingangsbereich des Hauses, bei dem man schon an den Abdrücken der Decke erkennen kann, welche Wände nachträglich eingezogen wurden und welche Mauern auf den ursprünglichen Bau aus dem Jahre 1718 zurückzuführen sind. Um die einzelnen Bauphasen besser zu belegen und ergründen zu können, sei es essenziell, die Lage des Kamins und der ursprünglichen Küche zu identifizieren, sagte Pfarrer Pastötter. Denn vor mehreren hundert Jahren, als es noch keine modernen Heizmöglichkeiten gab, war die Feuerstelle eine der wichtigsten Örtlichkeiten des Hauses. Anschließend wurden den Teilnehmenden die modernen Leitungen gezeigt, welche ihre besten Jahre auch schon hinter sich haben. Auch hier besteht dringender Sanierungsbedarf, stellte Pfarrer Pastötter dar.

   

Gruppenweise führte Pfarrer Bernhard Pastötter die interessierten Teilnehmer durch das Pfarrhaus. Im Zuge der Sanierung soll das Pfarrhaus auch einen neuen Haupteingang bekommen.

   

Neuer Haupteingang und öffentlich nutzbare Räume
Danach führte er die Besucher in den großen Eingangsraum, in dem nur noch das große Kreuz an der Wand und die Lampenschirme in den einzelnen Zimmern daran erinnern, dass das Haus noch vor wenigen Jahren bewohnt wurde und in den Büroräumen wichtige Pfarreiangelegenheiten geklärt wurden. Die Interessierten standen gegenüber einer großen Holztüre, die nach Süden hin in den kleinen Garten um das Haus führt. Der Geistliche öffnete sie mit Schwung und erklärte, dass der Weg zu dieser Tür barrierefrei gestaltet wird und künftig als Haupteingang für das Pfarrhaus dienen soll.

Links und rechts daneben befinden sich die Büroräume des Pfarrers, des pastoralen Mitarbeiters sowie des Sekretärs. Zudem sollen die hinteren Räumlichkeiten im Erdgeschoss, die unter anderem vielen Schierlingern als Küche in liebevoller Erinnerung bleiben werden, für die Öffentlichkeit nützlich gemacht werden.

   

Die Malereien unter den vanillegelben Wänden sollen zumindest teilweise freigelegt werden.

   

Anschließend wurden die Besucher in den oberen Stock geführt, der künftig neben der Wohnung des Pfarrers auch einen kleinen Saal, der etwa für die Sitzungen der Kirchenverwaltung und der Aufbewahrung unzähliger Akten dienen soll, beherbergen wird. Pfarrer Pastötter schilderte die bisherige Raumaufteilung, die angesichts der leeren Räume nur noch schwierig nachzuvollziehen ist, sowie die geplanten Baumaßnahmen für das obere Stockwerk. So soll etwa eine Wand, die in der Nachkriegszeit eingezogen wurde, wieder entfernt werden. „Man könnte noch so viel mehr aus diesem historischen Gebäude herausholen, doch das würde leider die Kosten sprengen“, gab der Pfarrer zu.

Er führte die Gäste in ein kleines Zimmer, in dem eine Glastür die Sicht auf das Pfarrheim gewährte. In diesem Raum, der früher als Schlafzimmer des Kaplans diente, blitzt unter den vanillegelben Wänden ein kleines Kunstwerk hervor: Ursprünglich war der Raum bis zur Decke mit bunten, religiösen Motiven bemalt. „Man wird sich zwar einen kleinen Teil dieser Malereien anschauen, sie jedoch nicht vollständig freilegen“, erklärte er den anstehenden Prozess.

Ostwand löst sich allmählich vom Gebäude
Danach betraten alle einen hellen, lichtdurchfluteten Raum, in dem jedoch besonders die faustbreiten Risse an der Ostseite auffallen. „Hier erkennt man besonders gut das Hauptproblem unseres Pfarrhauses: die Ostwand löst sich allmählich vom restlichen Gebäude ab, wodurch solch grauenhafte Risse entstehen. Deshalb muss diese Wand im Sanierungsprozess aufgefangen werden, um den weiteren Fortschritt zu vermeiden.“

   

Faustbreite Risse an der Ostseite waren in diesem Raum zu sehen. Fensterläden wie dieser sollen in Zukunft nahezu originalgetreu das Pfarrhaus zieren.

   

In der Mitte des Raumes versammelten sich die Interessierten um einen grünen, zweigliedrigen Fensterladen. Aufgrund der Verankerung kann man darauf schließen, dass diese Art von Sonnenschutz auf der Ost- und Südseite des Hauses angebracht war, deshalb will man die Fensterläden auch in Zukunft nahezu originalgetreu wieder anbringen.

Morsche Balken müssen erneuert werden
Anschließend bewegten sich die Besucher mit vorsichtigen Schritten über die schiefen Treppenstufen nach oben in den Dachboden in dem Pfarrer Pastötter eines der größten Sorgenkinder offenbarte: die morschen Balken am Boden an der Ostseite müssen erneuert werden. Diese Schäden entstanden hauptsächlich aufgrund zweier Lüftungslöcher an den Seiten eines großen, mit Holzläden verschlossenen Fensters. Der Pfarrer öffnete an diesem sonnigen Nachmittag die beiden Fensterläden, sodass der dunkle Dachboden sofort mit Licht durchflutet wurde.

Am Ende der Pfarrhausführung besichtigten alle noch den Keller, der durch ein enges Treppenhaus erreicht wurde. Früher wurden dort Lebensmittel wie Kartoffeln oder Wein gelagert, doch heute, besonders seitdem vor einigen Jahren Ölfässer entfernt wurden, erfüllt das riesige Untergeschoss keinen Zweck mehr. Danach wurden alle Besucher wieder sicher nach oben begleitet, wo sie sich an einer Schautafel im Pfarrhof weiter informieren konnten.

   

Die fleißigen Damen, die sich um die Bewirtung im Pfarrheim kümmerten.

   

Zudem schauten zahlreiche Passanten auf ihrem Sonntagsspaziergang im Pfarrheim vorbei. Dort war eine Tafel voll leckerer Torten und Kuchen aufgebaut, die von einigen Mitgliedern des Pfarrgemeinderats liebevoll gebacken wurden. Der Erlös des Pfarrcafés kommt der Sanierung des Pfarrhauses zugute.

Die Besucher bedankten sich für die aufschlussreichen Einblicke in dieses historische Gebäude, welches seit Jahrhunderten das Bild des Ortes prägt und betonten, dass sie viele interessante Fakten rund um das Pfarrhaus, sowie auch über die alte Lebensweise und das Leben in der Pfarrei erfuhren.

   


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Text und Fotos: Lisa Lugauer // Laber−Zeitung

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