Gottesbeschreibung II CUR DEUS HOMO?



   

Gott ist nicht Mensch geworden um eines schönen Festes willen,
nicht fürs Draufhauen und für Fernsehspektakel,
nicht um der Show willen.
Er ist zum Menschen gekommen. Er hat Menschen gewollt, Menschenleben.
um der Menschen willen wurde er Mensch,
nahm er dieses Leben, Menschexistenz,
wohin sie auch greift, ausgreift, ins Menschtiefe fasst.
Was da aufwirbelt an Fragen, an Möglichkeiten. Was wird.
Menschsein, gerufenes Dasein,
Geschenktes.
Und diese Last Leben. Selbst meine Last auf dich. Meine Last Mensch:
Ich-sein und dass ich ein du bin, ein Ansprechgeschöpf, dir du.
Ein Wesen zum Lieben, zum Geliebtsein, selbst lieben.
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? Dass ich vor dir stehe,
dass du mich siehst, dass ich zum Menschen gehöre, den du angenommen hast?
Annimmst? Auf den du hoffst?
Dem du vertraust?
Du, der du unsereinem oft fremd bist, fern, unvertraut,
dem wir aus dem Weg schleichen, davonlaufen,
um den wir einen Riesenbogen machen,
wir, die sich in eine eigene Richtung entwickeln,
die mit ihrer Freiheit, mit ihrer Belastung, mit ihren Gaben, mit sich selber
oft so wenig anzufangen wissen, die deine Geduld fordern,
denen du auf die Nerven gehst,
die dir ausweichen.
Die meinen nicht zu glauben.
Für uns wirst du Mensch. Es ist blutiger Ernst, Geist-Ernst, Leben.
Menschenleben und Gott. Nicht Spiel, nicht nett.
Nicht bloß Evolution.
Es ist Rätsel, mysteriumhaftes Ereignis: Dass du bist und uns willst. Mich ganz persönlich. Und so die anderen ... Milliarden gewesen, seiend, künftig.
Mysterium, Staunen: Dass du unseretwegen Mensch wurdest, Mensch bist. Zeit.
Alles, was Leben ist erlebend.
Bis in den Anprall ans Ewige, das wir nicht kennen.
Und doch manchmal erhoffen, dem wir uns nicht anvertrauen,
das wir nicht auszumalen wagen, das wir nicht zu denken anfangen.
Unser Leben: Dein Gedanke, deine Liebe, deine Gabe,
du selbst darin. Und in Allem. Allweit, multiversumtief geschiehst du.
Willst du. Liebst du.
Zartes ist da bei den Menschen und für sie, für uns, für mich. Und Heftiges, Singendes, Musik, Wort, Schönheit. Freude. Erbarmen.
Und Erschrecken. Erstaunen dass du bist. Und nicht Nichts.
Mein Gott, bis zum Schrei.
In den Todschrei Jesu. Erschütterung. Herr, Du ... Ich ... Die Menschen.
Was das alles heißen mag? Leben, Gott?
Und ich?
Einer, der dir du ist. Und den anderen Menschen, den Geschöpfen, der Welt ...?
Mehr als Evolution ... Da ist ein Ereignen, das die Evolution durchbricht
und wandelt.
Jetzt kann der Mensch dir ins Angesicht sehen, dir ins Angesicht leben.
Wir sind dir ans Herz gewachsen.
Von dir gewusst, erkannt angerufen, angefordert und versöhnt.
Von dir geliebt; Kinder, Schwestern und Brüder, Gefährten, Anvertraute, Gesuchte.
Heimgesuchte. Aufgesuchte.
Draußen stehst du und pochst; du willst herein: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an ...“ Mahl willst du halten und das Mahl sein.
Was Innen ist bei mir, wohin du kommen kannst, das weißt du. Ich nicht.
Wer kommt schon ganz zu sich, in sich.
Wer wird schon ganz ich?
Was wir in uns haben ... Mein Gott. Wer weiß es ...
Ich – mir Geheimnis.
Mensch.
Beginn des Menschen, wie du ihn lebst.
Jetzt kann eine Ahnung aufgehen, warum du den sechsten Tag gut sagst
und ihn sehr gut nennst, in deinem Lied.
Was ist gut und sehr gut?

Aber das Nein...Das Böse, die Verneinung, das Verweigern?
Nicht-so-wie-du-Mensch sein?
Nicht Mensch Mensch?
Ein Nichts, irgendwie?
Doch Mensch.
Armer Mensch. Bedürftiger Mensch, NichtganzMensch.
Aber was wäre das Nichts gegen dich?

Cur Deus Homo?
Warum GottMench? Du?
Nicht um des Festes willen, nicht für ein Austoben, nicht für die Fete,
nicht fürs Ausrauben unserer Welt und unseres Lebens.
Nicht für ein Leben zum Tod.
Nicht für die bloße Zeit und Zeitlast.

Aber dein Leben: Dein Leben zum Tod. Ganz hast du dich uns integriert –
bis ins Letzte, ins Sterben,
ins Todsein. In die Todrealität. In die Todstille.
Aus.
Dein Tod: Jesus, Wort, Logos, Sohn, Bruder Mensch ...
In die immateriellen Abgründe bist du gestorben, gewesen. Nacht und Vorbei.
Ins Wesenlose gesackt, ins Leere, in restlose Entleerung.
Das kannst nur du Gott:
Restlos entleeren, dich restlos geben, dich restlos ausliefern ans Gewesen ...
An Menschen ... Ans Leben ... An die Fragen, in die Nöte hinein, an die Auswirkungen von Schuld. An dir kann sich zeigen, was das ist und bewirkt: Sünde. Nicht ...
Nein. Das Gegenteil: Was gut ist, Heil ist, was Segen ist und Leben. Versöhnung ...
Was für ein Erleben, Erleiden. Was für eine Angst. Welche Blutnot ... Menschgeworden. Deine Zeit ... Du rufst die Zeit zum Ja, an den Einbruch der Ewigkeit ...
Zur Heilszeit: Heilige Zeit, Jahre des Herrn, deine Sekunden.
Dein Augenblick ist. Unsere Existenz. Wir. Ich. Geschenkte Möglichkeit zu Lieben.
DEUS HOMO ...

(Pfarrer Josef Roßmaier)

   

   


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