Gottesbeschreibung I



   

Ich glaub nicht, dass Gott kalt ist,
ein kalter Brocken, neutral, souverän über den Dingen,
über der Zeit, richtig genau sehend,
in der Mitte von allem hockend, im Allpunkt,
und dahinter, darüber,
er Allpunkt,
das Urteil, sein Eindruck korrekt, abwägend,
unbestechlich,
informiert, exakt,
kalt computergerecht,
ungefähr so wie bei Kafka
(kafkaesk).
Nein.
Kalt ist er nicht.

Ich glaub, dass Gott glüht.
Er brennt die Welt auf. Er ist ihre Glut,
er bringt die Sonnen, das Feuer der Welten
und das Herz,
heißes Herz, herzheiß ist Gott.
Glaube ich.
Gott glüht, packt uns an, facht die Flamme,
er schlägt sie hoch,
wirbelt,
er wirft die Hitze der Liebe nach uns,
er sengt mich an.
Und er hofft, dass ich mich entzünde an ihm,
an der Liebe,
dass ich aufschrei,
Au schrei, dass ich erglühe, dass ich also liebe,
dass es lodert in der Welt wenn er kommt
gegen die Kälte,
dass niemand erfriert an mir in der Welt,
dass mein Eis geht, sich verliert,
dass ich weine und sehe.
Einmal.
Dass ich bin.
Gott ist nicht kalt, nicht neutral,
nicht souverän über allem,
nicht abgesetzt,
nicht aus der Situation,
nicht blind gerecht, er ist nicht auszurechnen,
er hängt mittendrin, er ist dabei, er ist nicht aus dem Schneider.
Er steht vor Gericht.
Angeklagt.
Gott glüht. Er brennt. Er ist die Liebe.

(Pfarrer Josef Roßmaier)

   

   


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