Gelübde zur Errettung aus Kriegsnot

Der Text zur Verlesung beim Dankgottesdienst hat folgenden Wortlaut:

Gegen Ende des Krieges im März und April 1945, als die feindlichen Flieger zu Hunderten unser Land überflogen und die feindliche Heeresmacht unaufhaltsam schon von Norden und Westen gegen die Donau herankam, da waren auch wir in Schierling vor der Zerstörung unserer Heimat durch den Krieg nicht mehr sicher.

Die Gefahr aber wurde für uns gegen Ende April noch ungleich größer als anderswo. Vom 19. bis 27. April war das Hauptquartier der Deutschen Kriegsmacht südlich der Mainlinie mit Oberbefehlshaber und Chef des Generalstabs im Pfarrhof Schierling und mit seinen Abteilungen in Schierling und Umgebung untergebracht. Die feindlichen Flieger gingen nieder bis auf die Hausdächer. Ob sie es vermuteten oder suchten!?

Die größte Gefahr aber drohte von der Muna bei Schierling, wo ohne das Gewicht der Bombenhüllen und Kästen, 120.000 Ztr. Giftgas, nicht mehr gegen Flugangriffe geschützt, aufgestapelt waren. Wenn Schierling und die Muna von den Feinden mit Kampf, besonders durch Luftangriff, genommen wird, dann wird das nicht bloß Zerstörung, sondern Tod und Vernichtung bringen durch das Gas, gegen das Mensch und Vieh, Haus und Feld wehrlos sind. Am 25. April erschienen 6 Jagdflugzeuge über der Muna, um sich über den Angriff zu orientieren. Schon fielen die ersten Bomben.

In dieser Gefahr haben wir versprochen, Gott durch ein Gelübde unseren Dank zu erweisen, wenn wir gerettet werden. Ich habe das von der Kanzel aus öffentlich ausgesprochen und alle haben zugestimmt.

In der Nacht vom 26. auf 27. April gelang es, mit dem amerikanischen Armeestab in Salching die Vereinbarung zu treffen, dass die Muna und Umgebung von Schierling als Weißes Sperrgebiet erklärt wurde, aus den Kampfhandlungen ausgeschaltet und durch den Volkssturm mit weißer Fahne abgeriegelt wurde. Wir waren gerettet.

Wir haben im Jahre 1945 das Titularfest der Corporis-Christi-Bruderschaft als Dankfest für die Rettung aus dieser Kriegsnot mit größter Beteiligung begangen. Am 3. März 1946 haben Kirchenverwaltung, Gemeinderat, die Konsultoren der Bruderschaft und alle, die in der Kirche nach dem Gottesdienst anwesend waren, einmütig bestimmt: Wir erfüllen unserer Versprechen und Gelöbnis in der Weise, dass wir 50 Jahre lang am 27. April einen Feiertag halten, einen festlichen Gottesdienst mit Opfergang halten. In Zweifelsfällen oder Schwierigkeiten möge der Hochwürdigste Herr Bischof entscheiden.

Wir feiern heute diesen Gottesdienst. Wir rühmen uns nicht, dass wir besser sind als andere. Wir wagen auch nicht zu sagen, dass wir den Schutz Gottes mehr verdient haben als andere, die der Zerstörung des Krieges zum Opfer gefallen sind.

Wir schließen in unseren Gottesdienst auch ein, die 71 Krieger aus unserem Markte, deren Gedenkkreuze draußen auf dem Kirchhof stehen. Wir schließen in unser Gebet auch ein die vielen, die noch fern der Heimat weilen, besonders jene, welche vermisst sind von denen wir noch nicht wissen, ob sie leben und wiederkommen oder schon gestorben sind. Wir denken auch an die vielen, vielen, welche durch den Krieg heimatlos geworden sind. Wir wollen nicht vergessen, dass wir die Pflicht haben, ihnen zu helfen in der Not, umso mehr, da wir vor der größten Not bewahrt sind.

Und eine Bitte fügen wir noch an: Oh, Herr, bewahre unser Volk und unsere Heimat, dass Gottlosigkeit und Gottvergessenheit uns nicht wieder in ein solches Unglück stürze, in welches das ganze Deutsche Volk in diesen Jahren gestürzt ist! Amen.

gez. Laubmeier, Franz Xaver, Pfr. in Schierling


Auf Anregung des Pfarrgemeinderates wurde das Gelübde im Jahre 1995 um 25 Jahre verlängert und in der Nähe des ehemaligen Bahnhofs ein Gedenkstein zur Errettung aus Kriegsnot aufgestellt. In einer eigens dafür erschienenen Zeitung „Das Wunder von Schierling“ wurden damals viele historische Details öffentlich gemacht.


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